Argumente, Gründe und Motive auf dem Weg in einen assistierten Suizid

2006 
Zwei Patienten wurden in der Vorbereitung assistierter Suizide begleitet. Bei einem weiteren wurde die Begleitung abgebrochen, weil zumutbare eigene Schritte nicht erbracht wurden. Vordergrundige Argumente (A) waren Bewegungsbehinderungen, Aktivitatseinschrankungen und Schmerzen. Als masgebliche Motive (B) fanden sich der Verlust einer beruflichen oder partnerschaftlichen Sinnerfullung ihres Lebens und die Angst vor zunehmender Abhangigkeit – Einbusen von Selbstwert, Selbstbestimmung und Wurde. Fruhe Einflusse (C) waren traumatische Entwurdigungserfahrungen und Verluste von Bezugs- bzw. Identifikationspersonen. Uberlebensdemotivierende peristatische Bedingungen (D) fanden sich im familiaren Pflegekontext mit dem Unwillen, weitere Pflege beanspruchen zu mussen, und auserfamiliar in der Entwurdigung durch die ambulante Pflege. In der ablehnenden Reaktion der Umgebung werden die Angstbesetzung eines evolutionar alten, biologisch-archetypischen Uberlebensimpulses und die Frustration eines Fursorgeimpulses identifiziert. Bei einem Abbruch der Begleitung bleibt die Rechtfertigung zweifelhaft. Auch wenn der Verlust schmerzhaft bleibt, kann den Gehenden in einer personalen Begegnung Solidaritat und Geborgenheit vermittelt werden.
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