Hannibals Perücken : Motivik und Erzählstruktur von Livius 22,1

2007 
Uber das erste Winterlager Hannibals auf italischem Boden (218/17 v. Chr.) liegt, allerdings in vierfacher Brechung1, die Nachricht vor, der grose Feldherr habe zu Verkleidungen gegriffen oder gar (Livius) greifen mussen und sich Tracht und Perucke bald eines Junglings, bald eines Erwachsenen, bald eines Greises zugelegt. Die ungewohnlich vervielfachte Maskerade wer sich sonst in der griechisch-romischen Antike verkleiden muste, begnugte sich, wie das Belegmaterial (s. u.) ergibt, mit einem Kostum und behielt dasselbe fur die gesamte Dauer dieser Zwangslage bei bildete nach Polybios, Appian und Cassius Dio (Zonaras) eine klug ausgedachte Praventivmasnahme des Puniers, um eventuellen Schwierigkeiten mit den neuen, unerprobten Bundesgenossen in Oberitalien vorzubeugen, nach Livius 22,1,1-4 dagegen einen ad hoc erfundenen Notbehelf, mit dem Hannibal auf den unerwarteten Stimmungsumschwung unter diesen neuen Kampfgefahrten reagierte, deren Mismut in einer Reihe von Attentatsversuchen der gallischen Hauptlinge kulminierte2. Die von Appian und Cassius Dio (Zonaras) vorgelegten Versionen des Vorfalls erweisen sich bei naherem Zusehen als nachtragliche Umformungen des ursprunglichen Sachverhalts aus dem Wunsch der Autoren, Hannibal hierin eine etwas bessere, dynamischere Figur machen zu lassen. Appian zufolge entschied sich Hannibal fur eine mehrfache Verkleidung, um durch solche imponierende Wandlungsfahigkeit im Erscheinungsbild den Barbaren in Oberitalien zu suggerieren, er verfuge uber gottliche Wunderkrafte und sei deshalb unantastbar3: Darin ist zwar der ursprungliche
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