Zum Mechanismus der Hepatomegalie bei Eisenüberladungserkrankungen.Untersuchung der Genexpression bei einem Rattentiermodell.
2010
In der vorliegenden Arbeit wurden Untersuchungen zum Ausmas und Mechanismus
einer Hepatomegalie bei Eisenuberladung durchgefuhrt. Grundlagen waren klinische
Beobachtungen, dass Patienten mit Eisenuberladung haufig vergroserte
Lebervolumina aufweisen. Dies wurde auch bei einem Tiermodell der hered.
Hamochromatose beobachtet.
Bezuglich Patientendaten wurden eisenuberladenen Patienten aus der
Eisenstoffwechselambulanz des UKEs untersucht. Retrospektiv wurden Daten aus
dem Zeitraum von 1986 – 2006 ausgewertet. Bei 72 Patienten mit HFE – assozierter
Hamochromatose sowie 443 Patienten Eisenuberladung bei
Polytransfusionstherapie (s-Thalassamia-major) lagen sowohl das Lebervolumen
(gemessen mit einer Ultraschallmethode) als auch die Lebereisenkonzentration
(SQUID-Biomagnetometermethode) vor. Es zeigte sich bei beiden Krankheitsbildern
eine statistisch signifikante lineare Korrelation zwischen der Lebereisenkonzentration
und dem vergrosertem Lebervolumen. Dies fuhrte zu der Frage nach dem
Mechanismen dieser eiseninduzierten Hepatomegalie (Hypertrophie, Proliferation,
Entzundung?).
Da Leberbiopsien nicht zur Verfugung standen, wurde ein Tiermodell einer
experimentellen Eisenuberladung herangezogen. Dazu wurden Ratten mit
verschiedenen Diaten fur 2, 4 und 10 Wochen gefuttert, die die lipophile
Eisensubstanz (3,5,5-trimethylhexanol)Ferrozen (TMH-Ferrozen) enthielten. Im
Vergleich zu einer Kontrollgruppe, zeigten die Eisengruppen eine sich schnell
entwickelnde progressive Lebersiderose, die sich histologisch vergleichbar einer
hered. Hamochromatose beim Menschen darstellte. Auch kam es bereits in der 2
Wochen-Gruppe zu einer deutlichen Hepatomegalie. Die histologische Auswertung
zeigte Hinweise auf eine Hypertrophie der Leber bei den Eisenuberladungsgruppen.
Das Gewicht des eingelagerten Eisens spielte fur die Lebergewichtserhohung keine
Rolle.
Zur genaueren Analyse wurde die Genexpression von ausgewahlten Genen mit real
–time–PCR (LightCycler) analysiert. Mehrere Stoffwechselwege waren bei der Wahl
der Gene von besonderem Interesse: als bekannte Proliferationsmarker wurden
Cyclin D1 und Ki – 67 gewahlt, die hoch signifikante Steigerungen der
Genexpression im Bezug auf Eisen (p<0,001) zeigten. Insulin-like-growth-factor-1
(IGF-1) als Hypertrophiemarker zeigte eine deutliche Abnahme in allen Gruppen.
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Dies wurde auf der Proteinebene durch einen Westernblot gegen phospho-AKT
bestatigt. Es zeigte sich eine Abnahme der Phosphorylierung von AKT, was gegen
eine Hypertrophie uber IGF und AKT spricht.
Neben Hypertrophie und Proliferation kam fur eine Lebervergroserung auch eine
Entzundung in Betracht, wofur wir das Zytokin TNF-a (Tumor-Necrosis-factor-a) als
zu analysierendes Gen wahlten. TNF-a zeigte jedoch keinerlei Veranderungen.
Zur Verifikation des Systems wurde das HAMP (Hepcidin) untersucht, ein Gen, dass
physiologischerweise bei gefullten Eisenspeichern hochreguliert wird und die
Eisenaufnahme aus dem Darm und aus Makrophagenspeichern hemmt. HAMP war
hier so stark, wie in der Literatur noch nicht beschrieben, erhoht. Interessanterweise
war die HAMP-Expression auch erhoht in einer Gruppe von Ratten, die nur mit einer
fettangereicherten Diat gefuttert wurden. Auch die Proliferationsmarker (Cyclin D1,
Ki-67) waren hier erhoht. Diese neue Beziehung zwischen Eisen- und
Fettstoffwechsel ist bisher nicht in der Literatur beschrieben.
Insgesamt sind die Befunde nicht einfach zu interpretieren. Es ergaben sich keine
Hinweise fur Entzundung als Mechanismus fur eine Hepatomegalie. Moglicherweise
sind die entscheidenden Effekte, die zu der massiven Hepatomegalie fuhren bereits
nach 2 Woche Futterung abgelaufen, sodass die Untersuchungen methodisch zu
spat angesetzt waren.
Mit Hilfe der RT-PCR konnten aber nachgewiesen werden, dass Proliferation bei der
Hepatomegalie eine Rolle spielt, aber erst zu einem spaten Zeitpunkt
(ab 2 Wochen). Hypertrophie ist den Ergebnissen zur Folge fur das Leberwachstum
initial am wahrscheinlichsten. Die Fettfutterung in dieser Arbeit zeigt moglicherweise
eine neue Beziehung zwischen dem Eisen- und Fettstoffwechsel und dem Zellzyklus
auf.
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