Effekte der Sexualsteroide Östradiol und Progesteron auf Ereignis-korrelierte Potentiale bei jungen und älteren Frauen (und ihre Bedeutung im Hinblick auf die auditive Informationsverarbeitung unter besonderer Berücksichtigung von Aufmerksamkeitsprozessen)

2004 
In der vorliegenden Arbeit wurden die Effekte von Sexualhormonen auf die Ereignis-korrelierten Potentiale (EKPs) in drei Studien untersucht. In der ersten Studie sollte bestimmt werden, ob es zu systematischen Veranderungen bei den EKPs auf neutrale Stimuli uber den weiblichen Zyklus hinweg kommt. Es wurden 18 jungen Frauen zu drei Phasen des weiblichen Zyklus (Mensis, Follikel- und Lutealphase) getestet. Als elektrophysiologische Korrelate der verschiedenen Stadien der Informationsverarbeitung von externen Stimuli wurden EKPs mittels 4 verschiedener Paradigmen getestet. Fruhe EKPs, welche die kortikale Erregung widerspiegeln, waren im Habituations-Paradigma in der Lutelaphase verringert. Dies deutet auf eine verminderte Orientierungsreaktion und eine verminderte allgemeine Aufmerksamkeitsleistung in Zeiten hoher Ostradiol- und Progesteronspiegel hin. In der zweiten Untersuchung wurden Alterseffekte bei Frauen im Hinblick auf EKPs untersucht. Hierfur wurden 17 junge Frauen mit 48 alteren Frauen verglichen. Bei den alteren Frauen wurde eine erhohten P50-Amplitude, eine kleinere „Mismatch Negativity“ (MMN) und eine verlangsamte und verringerte N2- sowie eine verlangsamte P3-Komponente beobachtet. Diese Veranderungen wurden wiederholt in der Literatur berichtet. Zusatzlich kam es zu Veranderungen der EKPs, welche im Vergleich zur Literatur auf Geschlechtsunterschiede hindeuten konnten (kurzere N1- und P2-Latenzen, nur tendenzielle Veranderung der P3-Amplitude). In der dritten Studie wurden untersucht, ob und inwieweit die gemessenen Alterseffekte sich durch die Gabe von Sexualhormonen im Rahmen einer doppelblinden Studie revidieren lassen, bzw. ob es uberhaupt zu kurzfristigen und/oder langfristigen Effekten von einer Hormon-Ersatztherapie bei postmenopausalen Frauen (n = 51) auf die verschiedenen EKPs kommt. Hierfur wurde den Teilnehmerinnen entweder eine Monotherapie mit Ostradiol, eine Kombinationstherapie mit Ostradiol und Progesteron oder ein Placebopraparat verabreicht. Nach 4 Wochen wurden kurzfristige und nach 24 Wochen langfristige Effekte getestet. Obwohl es zu den erwarteten deutlichen Hormonanstiegen kam, konnten keinerlei Effekte der beiden unterschiedlichen Hormonbehandlungen auf die EKPs nachgewiesen werden. Zusammengefasst deuten die drei Studien darauf hin, dass Sexualhormone einen Einfluss auf die Informationsverarbeitung von jungen Frauen haben. Eine Hormonsubstitution nach einer langen Zeit der Hormondeprivation bewirkt allerdings keine Veranderungen der Informationsverarbeitung, was auf eine reduzierte Sensitivitat des alternden Gehirns fur Sexualhormone hindeutet.
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