Methodische Beiträge zur Bestimmung der Wasserstoffionen- Konzentration und des Redoxpotentials im Panseninhalt des Rindes in vitro und in vivo1
2009
Zusammenfassung
Untersuchungen mit Pansensaft in vitro werden mit unterschiedlichen Zielsetzungen und auch nach den verschiedensten Methoden durchgefuhrt. Grundsatzlich mochte man fur alle diese Verfahren das Material moglichst im ursprunglichen Zustand gewinnen.
Fur die nachfolgende Inkubation ist die Erhaltung der Wasserstoffionen-Konzentration und des Redoxpotentials besonders wichtig. Wieweit hierauf die Entnahmetechnik und Behandlung der Saftproben von Einflus sind, wurde an Hand einiger typischer, in der Versuchspraxis sich aufdrangender Fragestellungen untersucht.
Bei Rindern, bei denen der Panseninhalt durch Fisteln entnommen werden konnte, wurde simultan audi Saft mittels Schlundsonde gepumpt. Bei dieser Entnahmetechnik verschoben sich die pH-Werte in den alkalischen, d. h. in einen vollig unphysiologischen Bereich, in dem dann audi die gesamte nachfolgende zweistundige Garung verlief. Hier macht sidi zweifellos ein gewisser Speichelanteil bemerkbar. Auch die E-Werte sind nach der Schlundsondenentnahme erhoht und erreichen wahrend der Inkubation nie den physiologischen Durchschnittsbereich um -400 mV. Setzt man unter diesen Bedingungen Harnstoff zu, so steigen die E-Werte weiter an, und zwar hoch in den Bereich zwischen -300 und -200 mV. Bei Fistelsaft sinken dagegen die E-Werte auch bei Harnstoffzusatz in den physiologischen Normbereich bei -400 mV ab, obwohl auch hier die pH-Werte schnell und weit in den alkalischen Bereich hochsteigen.
Bei Simultanproben aus dem unteren und oberen Pansenbereich hatte der ventral gewonnene Pansensaft immer den hoheren pH-Wert. Die hoheren E-Werte finden sich im dorsalen Pansenteil. Die bei der Entnahme vorgegebenen Unterschiede der Mes-grosen setzen sich wahrend des Garverlaufes bei abfallenden Absolutwerten relativ fort.
Das bei den meisten „klassischen” in-vitro-Verfahren ubliche Seihen des Pansen-saftes hat ebenfalls Einflus auf den nachfolgenden Garprozes. Es fuhrt zu etwas hoheren pH-Werten. Auch die E-Werte sind beeinflust, aber mit weniger einheitlicher Tendenz. Im allgemeinen wird die Reduktionspotenz durch das Seihen verringert.
Der bei der Probenahme unvermeidliche Sauerstoffzutritt macht sich deutlich und nadiwirkend bemerkbar. Er last den E-Wert schnell ansteigen. Im Gargefas werden aber dann etwa nach einer halben Stunde die Normalwerte um -400 mV erreicht. Geringe Sauerstoffmengen wirken sich gunstig auf den Garverlauf aus. Bei reiner Stickstoffatmosphare blieben zwar die E-Werte unbeeinflust, die pH-Werte stiegen dagegen schnell in den unphysiologischen alkalischen Bereich.
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