Der Beitrag des sozialen und demographischen Strukturwandels zur Armutsentwicklung in Deutschland

2015 
Im Zuge des sozialen und demographischen Wandels ist der Bevolkerungsanteil von Personen mit vergleichsweise geringen Armutsrisiken (z. B. von Hochqualifizierten, Kinderlosen und Personen mittleren Alters) erheblich angewachsen. Dennoch ist die aggregierte Armutsquote im Zeitverlauf nicht gesunken. Um dieses Phanomen aufzuklaren, analysiert die Arbeit den Beitrag des Wandels von Alters-, Bildungs- und Haushaltsstruktur zur Armutsentwicklung in Deutschland zwischen 1992 und 2008. Hierzu werden individuelle Armutsrisiken nach Lebensalter, Bildungsniveau und Kinderzahl fur jedes Kalenderjahr im Betrachtungszeitraum geschatzt und auf Basis der Bevolkerungsstruktur des Jahres 1992 aggregiert. Damit wird es moglich, die Armutsentwicklung unter konstanten Bevolkerungsbedingungen, also strukturbereinigt, fur den Zeitverlauf nachzuvollziehen und mit der tatsachlichen Entwicklung zu vergleichen. Grundlage der Analysen sind die Daten des Sozio-oekonomischen Panels. Die Ergebnisse zeigen, dass durch die Zunahme der individuellen Armutsrisiken heute, strukturbereinigt, etwa ein Drittel mehr Menschen arm waren (16,6 %), als dies aktuell tatsachlich der Fall ist (12,0 %). Der strukturelle Bevolkerungswandel, hin zu sozialen Gruppen mit relativ geringen Armutsrisiken, hat damit einen Anstieg der Armutsbetroffenheit um mehr als vier Prozentpunkte verhindert. Die in den letzten Jahren zumeist stagnierende oder „nur“ leicht gestiegene Armutsquote ist damit zum grosen Teil die positive Folge der soziodemographischen Umschichtung der Gesellschaft.
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