Formen der Wohnungsnot und Obdachlosenhilfe in den neuen Bundesländern — am Beispiel der Stadt Leipzig

1993 
Seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990 entwickelte sich fur nicht wenige Menschen in der ehemaligen DDR im Hinblick auf Wohnen und soziale Arbeit ein Zustand, der zwischen Bestatigung ihrer Befurchtungen, Ernuchterung ihrer Traume, Wut auf „die da oben“ oder irgendwelche andere Schuldige und lahmender Resignation pendelt. Trotz vieler neuer Moglichkeiten der Lebensentfaltung im Hinblick auf Reisen und Konsum, aufgrund demokratischer Wahlen und Kontrollierbarkeit staatlichen Handelns (z.B. durch Verwaltungsgerichte), hat die Wirklichkeit die nach Wahlerstimmen heischenden Versprechungen, das es keinem nach der Einheit schlechter gehen werde, wie eine Seifenblase zerplatzen lassen; es waren Versprechungen, die gemacht wurden, ohne die wirkliche Situation im Osten zu kennen. Die darauf folgende Ernuchterung — fur mich war es eher eine Bestatigung — holte mich bereits im September 1990 ein. Ich war damals als Sozialarbeiter in einer zentrumsnahen evangelischen Kirchengemeinde in Leipzig tatig. Es kam zu Kontakten mit ersten wohnungslosen alleinstehenden Menschen, fast ausschlieslich Mannern. Bisher war mir dieses Phanomen ausschlieslich durch die Medien „als Import“ aus Frankfurt, Munchen, New York oder Daressalam bekannt. Plotzlich lagen Betroffene vor der Kirchentur. Fernsehwirklichkeit wurde zur bitteren unmittelbaren Wirklichkeit und ein Ausweichen war fur mich nicht mehr moglich. Ich alarmierte die Ortspresse und den zustandigen Stadtrat fur Soziales, der sich aufgeschlossen zeigte. Ergebnisse dieser ersten Gesprache waren:
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