Unterricht gestalten, ohne zum Macher zu werden — Bildungsgangdidaktische Perspektiven für professionelles didaktisches Handeln

2001 
Eine zentrale Forderung der Bildungsgangdidaktik lautet, die Lernenden als Gestalter ihrer eigenen Bildungsgange ernst zu nehmen. Diese Forderung wird grundlich missverstanden, wenn man sie so interpretiert, als ob die individuellen Bedurfnisse, Interessen und personlichen Probleme der Schulerinnen und Schuler mehr oder weniger direkt zu Kernkategorien der Unterrichtsgestaltung zu machen seien (vgl. den Beitrag von Trautmann in diesem Band). Eine solche Interpretation musste letztlich in die Forderung nach extremer Binnendifferenzienmg munden, in der der Lehrer in genauer Kenntnis der Fahigkeiten und Befindlichkeiten jedes einzelnen Schulers diesem eine genau „passende“ Aufgabe zuteilt — eine Forderung, die bereits angesichts der grosen Zahl von Schulern, die ein einzelner Lehrer in der Regel zu unterrichten hat, absurd ist. Sie ware aber auch grundsatzlich nicht einlosbar, weil niemand, nicht einmal ein Lehrer, die Fahigkeiten und Befmdlichkeiten auch nur eines anderen Menschen sicher einschatzen kann. Sie ist Ausdruck eines Missverstandnisses uber den Charakter der im Rahmen der Bildungsgangdidaktik getroffenen Aussagen.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    3
    References
    3
    Citations
    NaN
    KQI
    []