[Patient perspectives on patient safety: Results of a population-based survey in Germany].

2021 
Zusammenfassung Hintergrund Die Zunahme von Multimorbiditat und Multimedikation in Deutschland fuhrt zu einer steigenden Komplexitat der Gesundheitsversorgung und damit zu vermehrten Sicherheitsrisiken. Vermeidbare unerwunschte Ereignisse zu identifizieren und zu verhindern muss eine hohe Prioritat haben. Bei der Verbesserung der Patientensicherheit spielt die Perspektive von Patientinnen und Patienten eine wichtige Rolle. In dieser Studie wurde eine Befragung zu Wissen, Wahrnehmung und Erfahrungen der Bevolkerung zum Thema Patientensicherheit, dabei vor allem zu subjektiv erlebten Fehlern im Versorgungsgeschehen, durchgefuhrt. Ziel war es insbesondere, den Stand der Patientensicherheit aus Sicht der Patientinnen und Patienten zu erheben und Unterschiede zwischen den Gruppen der subjektiv gut und den subjektiv schlecht zum Thema Patientensicherheit Informierten hinsichtlich der Einschatzung von Risiken und deren Vermeidbarkeit zu analysieren. Methode Im Rahmen des „TK-Monitor Patientensicherheit“ wurden bundesweit computer-assistierte Telefoninterviews durchgefuhrt. Die Rekrutierung erfolgte durch ein mehrstufiges Auswahlverfahren unter Bildung einer geschichteten Stichprobe. Eingeschlossen wurden Erwachsene (≥ 18 Jahre) die uber ausreichend Deutschkenntnisse verfugten. Die Befragung erfolgte mittels eines strukturierten Leitfadens mit 21 Fragen zur Wahrnehmung und Erfahrung mit Patientensicherheit sowie 12 Fragen zu soziodemographischen Daten. Die Ergebnisse wurden deskriptiv und mittels inferenzstatistischen Verfahren ausgewertet. Ergebnisse Von insgesamt 1000 teilnehmenden Personen (51% weiblich) war etwa die Halfte (52%) erwerbstatig und 57% schatzten ihren Gesundheitszustand als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Insbesondere Datenschutz, Arzneimittelfehler, Infektionen im Krankenhaus und Diagnose(un)sicherheit wurden als besonders sicherheitsrelevante Problemfelder betrachtet. 55% der Befragten schatzen ihren subjektiven Informationsstand zum Thema Patientensicherheit als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Der subjektive Informationsstand war negativ assoziiert mit wesentlichen Outcome-Parametern wie erlittenen Medikationsfehlern oder vermuteten Fehlern bei einer medizinischen Untersuchung oder Behandlung. Auch gaben subjektiv gut Informierte eher an, selbst zu einer sicheren Gesundheitsversorgung beitragen zu konnen. Diskussion Das Thema der Diagnose(un)sicherheit stellt aus Sicht der Bevolkerung eine der grosten personlichen Gefahrdungen dar. Hier zeigt sich ein Bedarf der Befragten an Bearbeitung und Information, der in der Forschungslandschaft in Deutschland bislang zu wenig abgedeckt ist. Bei den Zusammenhangen zwischen subjektivem Informationsstand und Outcome-Parametern bleibt zu analysieren, ob der subjektive Informationsstand den tatsachlichen Informationsstand abbildet, der wiederum fur wirksame eigene Praventionsmasnahmen notig ware. Dieser Frage sollte in weiteren Studien nachgegangen werden. Schlussfolgerung Die Perspektive von Patientinnen und Patienten ist eine wichtige Erganzung in der Betrachtung der Sicherheit der medizinischen Versorgung in Deutschland. Einflussfaktoren auf die subjektive Informiertheit sollten untersucht und die subjektive Informiertheit der Bevolkerung erhoht werden. Weitere, regelmasige Erhebungen sind wunschenswert, um die Thematik zu vertiefen.
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