Dialyse beenden oder Dialyse bis zum Ende? Fallbericht und Handlungsvorschlag

2012 
Einleitung: Die Entscheidung zum Dialyseabbruch steht fur alle Beteiligten im Spannungsfeld zwischen Lebensverlangerung, Lebensqualitat und der Linderung von Leiden. Dies erfordert neben einer hohen medizinischen Fachkompetenz, tragfahige Kommunikations- und Organisationsstrukturen. Im klinischen Alltag zeigen sich Unsicherheiten und fachlich differierende Positionen. Diese Problematik wird anhand des Falles eines 74-jahrigen multimorbiden, nicht-maligne vorerkrankten Patienten und dessen Wunsch nach Dialyseabbruch erlautert sowie ein Handlungsvorschlag zur Entscheidungsfindung und die praktische Umsetzung formuliert. Problembeschreibung: Kardiovaskular (KHK), pulmonal (COPD), hepatisch (Leberzirrhose) und renal (seit 2010 dialysepflichtige terminale Niereninsuffizienz bei Nephrosklerose) schwerst vorerkrankter Patient mit Ruhedyspnoe sowie ausgepragter lumbalgieformer Schmerzsymptomatik. Komplexe Medikation, inklusive antidepressiv und analgetisch wirksamer Substanzen (Citalopram, Mirtazapin, Hydromorphon). Palliativmedizinischer Beratungswunsch bezuglich eines Dialyseabbruchs von Patient und den behandlungsfuhrenden Nephrologen. Vorgehen: 1. Therapiezieldiskussion (Motivation, Lebensqualitat, Patientenziele, Behandlungsmoglichkeiten) 2. Verlaufsdarstellung und Palliationsmoglichkeiten nach Dialyseabbruch (Uramie) 3. Optimierung der Symptomkontrolle (Opioidrotation auf Buprenorphin) 4. Bedenkzeit (intrafamiliare und interdisziplinare Konfliktdiskussion) 5. Planung des Dialyseabbruchs anhand einer Checkliste (u.a. Patientenverfugung, Vorsorgevollmacht) 6. Umentscheidungsmoglichkeit (Endgultige Patientenentscheidung zur Dialysefortsetzung aufgrund der verbesserten Symptomkontrolle). Ergebnisse: Die Entscheidung fur oder gegen einen Dialyseabbruch sollte interdisziplinar und individuell getroffen werden. Aufgabe der Palliativmedizin kann hierbei die einer Mittlerrolle sein (strukturierte Entscheidungsfindung, Beleuchtung und Umsetzung von Behandlungsalternativen).
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