Portal = Digitalisierung : Das Potsdamer Universitätsmagazin

2020 
Di|gi|ta|li|sie|rung, Substantiv, feminin [die] Leere Horsale, digitale Lehrveranstaltungen, Teammeetings per ZOOM. Studierende in hauslicher Selbstisolation, geschlossene Mensen, Maskenpflicht auf dem Campus. In diesen Zeiten wunscht man sich, man hatte durch eine VR-Brille geschaut, die eine virtuelle Welt im Pandemiemodus inszeniert, wie es das digitale Schulungsprogramm oKat- SIM tut, um auf mogliche Katastrophen vorzubereiten. Dann konnte man diese VR-Brille einfach absetzen, um in eine corona-freie Welt zuruckzukehren. Doch das erste rein digitale Semester in der Geschichte der Uni Potsdam ist Realitat. Wir alle – von Wissenschaft bis Verwaltung, Studierende wie Lehrende – sind gemeinsam (nicht) einsam in diese neue Zeit gestolpert. Auch wenn die Digitalisierung bereits seit Jahrzehnten im Gange ist, war es fur die UP doch irgendwie ein Sprung ins kalte Wasser: „Corona-Digitalisierungs-Schub, Digitalisierung im Schnelldurchlauf, Hau-Ruck- Digitalisierung, Verwaltungs- und Retrodigitalisierung …“ Die Beitrage zu Digitalisierungstendenzen unterschiedlicher Bereiche der Uni bezeugen, dass wir in den vergangenen Monaten eine neue Stufe der Digitalisierung erklommen haben, beschleunigt durch die Pandemie. Gleichzeitig werden virtuelle Lehr- und Lernwelten in der Forschung seit Langem vorangetrieben, wie vier VR-Projekte in diesem Heft eindrucklich zeigen. Neben der professionellen, technischen und funktionalen Ebene hat Digitalisierung auch eine soziale, emotionale und individuelle Komponente: Wie fuhlt es sich fur Studierende und Lehrende an, digital kulturelle Grenzen zu uberwinden? Wie war es fur Beschaftigte der Uni, auf digitale Events umzusteigen? Wie sieht derzeit ein Tag in der Studienberatung aus? Was hat es mit Digital Humanities und dem neuen Dezernat fur Forschungs- und Publikationsunterstutzung auf sich? In Interviews, Experten- und Streitgesprachen geben unterschiedliche Akteure der Uni Potsdam Antworten darauf, was uns die Digitalisierung gebracht hat und wie sie kunftig umgesetzt werden soll. In den Beitragen wird die digitale Transformation erfasst, beschrieben und – von einigen ganz Schnellen – sogar zeitgleich wissenschaftlich ausgewertet. Dabei hat uns im Team der Pressestelle schon die Visualisierung des Leitthemas fur das Titelbild dieser Ausgabe in punkto Meinungsaustausch zur Hochstform auflaufen lassen: Weckt ein leerer Horsaal negative Assoziationen? Bedeutet ein Hintergrund in pastelligem Rosa, wir stecken noch in digitalen Babyschuhen? Uberrascht, irritiert oder langweilt die Illustration? Bei Redaktionsschluss war zumindest eines klar: Digitalisierung ist ein hochst sensibles Thema mit vielen streitbaren Aspekten. Sie kann Menschen verunsichern, aber auch Dinge aus ihnen herausholen, die sie selbst nicht fur moglich gehalten hatten. Digitalisierung trennt Menschen raumlich, zugleich verbindet sie – allen Nullen und Einsen, aller Glasfaser- und Satellitentechnik zum Trotz. Sie fordert das Zwischenmenschliche an der Universitat. Sie lehrt uns im Homeoffice und im virtuellen Horsaal, wie wichtig uns das Soziale war, ist und bleibt. Welchen grosen Stellenwert der Austausch am Kaffeeautomaten, das Experiment im Labor, die Forschung im Feld, das Lachen in der Mensa und der Flirt auf dem Campus haben, sobald diese physischen Begegnungen wegfallen. Digitalisierung in Zeiten der Pandemie ist eine Reise mit „Destination unbekannt“. Aber ganz gleich, ob Sie Uberraschungen mogen oder nicht, ob Sie der Sicherheits- oder Risikotyp sind, der dem Analogen nachhangt oder sich in unbekannten Stromungen des Digitalen treiben lasst – wir freuen uns, dass Sie diese Ausgabe in Handen halten, so oder so, analog oder digital.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    0
    References
    0
    Citations
    NaN
    KQI
    []