Evaluation der Aufnahmekriterien von Patienten nach Verkehrsunfall in den Schockraum

2020 
Die aktuelle S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung der Deutschen Gesellschaft fur Unfallchirurgie (DGU) empfiehlt bei einem Pkw-Unfall mit einer Geschwindigkeitsveranderung von delta >30 km/h die Versorgung in einem Schockraum ohne Berucksichtigung der Verletzungen des Patienten. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob Patienten, die ausschlieslich aufgrund dieses Kriteriums uber einen Schockraum aufgenommen wurden, relevante Verletzungen aufwiesen, die intensivmedizinische Behandlungen oder (Not‑)Operationen benotigten. Nach einem Pkw-Unfall wurden Patienten ohne spezifische Verletzung, bei denen ausschlieslich eine Geschwindigkeitsveranderung von delta >30 km/h vorlag (Empfehlungsgrad B der S3-Leitlinie), der Studiengruppe, Patienten mit Verletzungen gem. Empfehlungsgrad A der Leitlinie der Vergleichsgruppe zugeordnet. Ein schockraumrelevantes Trauma wurde als Injury Severity Score (ISS) ≥16, operative Versorgung innerhalb 24 h, intensivmedizinische Uberwachung >24 h, Versterben wahrend des Krankenhausaufenthalts sowie DGU-Basiskollektiv (MAIS3+ oder MAIS2 mit Intensivverweildauer >24 h bzw. Versterben wahrend des Krankenhausaufenthalts) definiert. Der Vergleich zeigte einen hochsignifikanten Unterschied in Bezug auf den mittleren ISS (p ≤ 0,001), ein schockraumrelevantes Trauma (ISS ≥16; p ≤ 0,001), eine intensivmedizinische Versorgung >24 h (p ≤ 0,001), Operation innerhalb von 24 h nach Krankenhausaufnahme (p ≤ 0,001), Letalitat (p ≤ 0,001) sowie DGU-Basiskollektiv (p ≤ 0,001). Anhand dieser Ergebnisse konnte gezeigt werden, dass innerhalb der Studiengruppe (Geschwindigkeitsveranderung von delta >30 km/h; Empfehlungsgrad B der S3-Leitlinie) lediglich ein Patient eine Traumafolge aufwies, die eine intensivmedizinische Behandlung >24 h oder eine Operation notig machte. Studien- und Vergleichsgruppen waren in Bezug auf das mittlere Alter (p = 1,778), das mannliche Geschlecht (p = 0,1728) sowie die durchschnittliche Unfallgeschwindigkeit (p = 0,4606) vergleichbar. Ein alleiniges Vorliegen eines Pkw-Unfalls mit einer Geschwindigkeitsveranderung von delta >30 km/h kann nicht als adaquater Pradiktor fur ein schockraumrelevantes Trauma gesehen werden. Weitere Studien konnten durch eine Leitlinienanpassung eine weiterhin sichere und hochwertige Patientenversorgung bei Reduktion von personellen und finanziellen Belastungen ermoglichen.
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