Das religiöse Urteil und die Glaubensvorstellungen: Eine finnische Untersuchung

2003 
Im Herbst 1978 wurde auf dem Kongres der Arbeitsgemeinschaft katholischer Katechetikdozenten die Theorie „Entwicklungsstufen des religiosen Urteils" von Fritz Oser und Paul Gmunder erstmals der Offentlichkeit vorgestellt. Vielseitiges In teresse erregte sie bereits innerhalb kurzer Zeit, heftig diskutiert wird uber sie jedoch insbesondere seit der Herausgabe von „Der Mensch Stufen seiner religiosen Ent wicklung" (Oser & Gmunder 1984,21988). Am Ende der 80er Jahre und im erstem Teil der 90er stand Osers Theorie stark im Interesse wissenschaftlicher Diskussio nen. Aber trotz umfangreicher Abhandlungen uber die Entwicklungstheorien selbst sind empirische Untersuchungen von Erwachsenen in bezug auf Osers Theorie ein eher seltenes Thema. Nur einzelne empirische Untersuchungen uber Erwachsene sind zu finden, so z.B. interviewte Bucher (1988) 7 bis 35 jahrige Jugendliche und junge Erwachsene (N = 56) uber Identitat und Religion. In dieser Untersuchung wandte er auch Osers Paul-Dilemma an. In einer Studie von Zondag und van Beizen (1993) wurden 40 Lehrer und Lehrerinnen nach drei Methoden untersucht, eine davon war Osers Paul-Dilemma. Auch Tamminen (1994) erforschte religiose Urteile, indem er Osers mit Fowlers Entwicklungsstufen verglich. Das Ziel hier liegt darin, unter einem schon wegen der begrenzten Material menge eher qualitativen als quantitativen Aspekt eingehend ins Detail zu gehen. Aus unterschiedlich aufgebauten Gesellschaften und verschiedenen religiosen Kul turen erhobene Daten miteinander zu vergleichen ist erstens hinsichtlich einer zu bestatigenden Universalitatsforderung (vgl. Oser 1991) und zweitens bezuglich der Validitat von Osers Theorie zu begrunden. Fur den Fall, das die religiose Mut ter-Struktur eine Art subjektiver „theologia naturalis" ist (Oser 1991, 20), die die Fahigkeit einer Person darstellt, in ihren Lebenssituationen verschiedene polar ische Dimensionen der Religiositat zu behandeln, waren ausfuhrliche, Staatsund Kulturgrenzen uberschreitende Vergleiche von Bedeutung. Die Individualisierung uber Kulturen sowie die Bedeutung von Kontextualitat sind noch als ungeloste Probleme zu betrachten und zwar nicht zuletzt wegen der geringen Menge des vorhandenen Materials. Ich beabsichtige hier, die Religiositat der 45-60 jahrigen Finnen darzustellen, so wie sie anhand der Antworten auf die Fragen uber die Paulund Hiob-Dilemmata und uber Glaubensvorstellungen zu verstehen ist. Um das Forschungsmaterial zusammenzutragen, wurden 40 Testpersonen in zwei finnischen Kleinstadten in terviewt. Alle Befragten waren Mitglieder der ev.-luth. Kirche Finnlands, die meisten von ihnen in der Gemeindearbeit aktiv tatig. Die Homogenitat der Be
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