Das klinische Outcome okzipitozervikaler Stabilisierungen bei Metastasen der oberen Halswirbelsäule: Eine konsekutive Fallserie mit systematischem Review der Literatur

2014 
Hintergrund: Die erhohte Inzidenz ossar metastasierender Malignome bei gesteigerter Lebenserwartung dieser Patienten fuhrt zum gehauften Auftreten okzipitozervikaler Metastasen, welche die Lebensqualitat der Patienten deutlich mindern. In Deutschland kann mit ca. 800 bis 1680 Neuerkrankungen pro Jahr gerechnet werden. Behandlungsalgorithmen umfassen die Evaluation des Allgemeinzustands, die Operabilitat viszeraler Metastasen, die Tumorlokalisation, das Ausmas einer Myelopathie, die Chemo-/Strahlensensibilitat, das Frakturrisiko und das Ausmas einhergehender neurologischer Defizite. Material/Methoden: Das systematische Review zu klinischen Studien oder Fallserien zur posterioren okzipitozervikalen Stabilisierung bei Metastasen des kraniozervikalen Ubergangs erbrachte 9 Arbeiten mit insgesamt 48 Patienten. Die mittlere Uberlebenszeit im Follow-up betrug 6,44 Monate (n = 26; SD: 5,28; 95 %-KI: 4,3–8,57). Das klinische Outcome wurde anhand der VAS oder der DENIS Pain Scale, die Lebensqualitat durch den Activities of Daily Living (ADL) Score erhoben. Unsere klinische Datenbank wurde nach okzipitozervikalen Stabilisierungen bei Metastasen im kraniozervikalen Ubergang durchsucht. Die prospektiv erhobenen deskriptiven Daten umfassten den praoperativen Tokuhashi-Score, SIN-Score, neurologischen Status, die Lange des Krankenhausaufenthalts, den intraoperativen Verlauf/Blutverlust/Komplikationen sowie den Karnofsky-Index und die Schmerzen gemessen an der VAS praoperativ und im Verlauf. Ergebnisse: Sechs Patienten wurden in dieser konsekutiven Fallserie behandelt. Das mittlere Alter betrug 72 Jahre (Min./Max.: 65/82), der mittlere BMI 31,75 (Min./Max.:19,3/38,1). Der mittlere praoperative Karnofsky-Index betrug 35 % (95 %-KI: 8,39; Min./Max.: 23,99/46,01) der mittlere praoperative Tokuhashi-Score 7 (Min./Max.: 4/10), der mittlere praoperative VAS-Wert 7 (95 %-KI: 1,68; Min./Max.: 4,8/9,2). Intraoperativ traten keine Komplikationen auf, postoperativ zeigte 1 Patient eine Schraubenlockerung bei osteolytischer Massa lateralis, 1 ein Konstruktversagen nach Sturz. Schlussfolgerungen: Metastasen des kraniozervikalen Ubergangs sind selten. Die initiale Versorgung einer Instabilitat umfasst das Anlegen eines rigiden Miami-J-Kragens oder eines Halo-Fixateurs. Die Auswahl des operativen Verfahrens muss den individuellen Patienten genau erfassen, um ihm ein ausgewogenes Konzept aus operativem Risiko und klinischem Benefit zu bieten. Grundlage hierfur ist die Einschatzung der noch zu erwartenden Lebensdauer, der zu erwartenden Lebensqualitat in Abhangigkeit vom jeweiligen therapeutischen Konzept und dessen Risiken. Die alleinige posteriore Stabilisierung einer kraniozervikalen Instabilitat durch okzipitozervikale Instrumentierung fuhrt bei Patienten mit Schmerzen und ohne neurologische Defizite zur Schmerzreduktion, ist mit einem geringen perioperativen Risiko behaftet und kann eine Hospitalisierung verhindern. In Anbetracht der Schmerzlinderung und einer zu erwartenden deutlich hoheren Lebensqualitat ist sie fur selektierte Patienten gerechtfertigt. Der aus unserer Erfahrung selten auftretende Fall von Schmerzen ohne Instabilitat setzt als Indikationsgrundlage ein Versagen der konservativen Therapie voraus. Aufgrund der geringen Verfugbarkeit von Daten zu Manifestation und klinischem Verlauf kraniozervikaler Metastasen ist das Erheben sowohl der deskriptiven Patientendaten unter Einbeziehen der bildgebenden Befunde und das Darstellen des klinischen Outcomes durch geeignete Scoring-Systeme als auch der soziookonomischen Faktoren in der wissenschaftlichen Literatur notwendig.
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