„Wir wussten, dass es schwierig wird, doch damit haben wir nicht gerechnet!“Erfahrungen beim Studieneinschluss von Krebspatient*innen mit Migrationshintergrund und Angehörigen im Bereich der Psychoonkologie

2021 
Zusammenfassung Hintergrund Der Prozess des Studieneinschlusses von Teilnehmenden ist ein wichtiger Bestandteil und oftmals aufwendiger Arbeitsschritt in wissenschaftlichen Forschungsprojekten. Aufgrund unterschiedlicher finanzieller, organisatorischer und ethischer Rahmenbedingungen stellt die fristgerechte Gewinnung von Teilnehmenden haufig eine Herausforderung dar. In diesem Beitrag berichten wir uber unsere Erfahrungen hinsichtlich des Studieneinschlusses, die wir im Projekt „Psychoonkologische Versorgung von Krebspatienten mit Migrationshintergrund – eine Mixed-Methods-Studie“ (POM) gemacht haben. Methode Die Gewinnung von Teilnehmenden erfolgte uber ambulante hamato-onkologische Schwerpunktpraxen. Patient*innen und Angehorige wurden in erster Linie durch die behandelnden Arzt*innen auf das Projekt aufmerksam gemacht und fur eine Teilnahme an qualitativen Interviews gewonnen. Ergebnisse Es wurden bundesweit neun Patient*innen und Angehorige in qualitativen Einzelinterviews befragt. Abgesehen von der COVID-19-Pandemie gab es weitere Herausforderungen beim Studieneinschluss. In vielen Fallen wurde eine Teilnahme von Patient*innen abgelehnt. Grunde hierfur waren u.a. „kein Interesse“, der Gebrauch der Begriffe „Psychoonkologie“ oder „Mensch mit Migrationshintergrund“, ein Verbot der Teilnahme durch die Angehorigen, kein personliches Interview aufgrund der COVID-19-Pandemie sowie eine zu starke emotionale Belastung und Verschlechterung des Gesundheitszustands nach vorheriger Einwilligung. Diskussion Die Gewinnung von Studienteilnehmenden aus vulnerablen Gruppen fur ein sensibles Thema wie der Psychoonkologie bringt vielfache Herausforderungen mit sich. Um dennoch einen erfolgreichen Studieneinschluss zu erlangen, erwies sich ein regelmasiger telefonischer und schriftlicher Austausch mit den jeweils zustandigen Praxismitarbeitenden als hilfreich, wodurch ein Uberblick uber Herausforderungen erlangt und der Studieneinschluss evaluiert und zeitnah angepasst werden konnte. Schlussfolgerung In Forschungsprojekten mit vulnerablen Gruppen und zu sensiblen Themen sollten sowohl eine zielgruppenspezifische, feinfuhlige und laienverstandliche Ansprache als auch regelmasige Rucksprachen mit den Personen erfolgen, die fur den Studieneinschluss in Versorgungseinrichtungen verantwortlich sind, um ggf. im Laufe des Studieneinschlusses das bisherige Verfahren anzupassen. Basierend auf den Erfahrungen der POM-Studie werden Losungsansatze fur Versorgungsforschungsstudien mit vulnerablen Gruppen und bei sensiblen Themen aufgezeigt.
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