Über Indikation, methodik und Ergebnisse bronchoskopischer Untersuchungen bei Lungentuberkulose

1956 
Nach eingehender Besprechung der Indikationen sowie Kontraindikationen und Beschreibung der Methodik werden die Ergebnisse routinemasig in Allanaesthesie durchgefuhrter bronchoskopischer Untersuchungen von 508 weiblichen und mannlichen Lungentuberkulosen vorgelegt. Ein eigenes, in aktive und inaktive spezifische Bronchusveranderungen unterteiltes Diagnoseschema wird entworfen. Bei den 508 Untersuchten fanden sich in 43% der Falle Zeichen von spezifischen Bronchialveranderungen, von denen 49,4% als aktiv und 50,6% als inaktiv bezeichnet wurden. 16,5% des gesamten Materials liesen Veranderungen bei oder nach Bronchiallymphknotenperforation erkennen. 21,8% Bronchialschleimhauttuberkulosen und 15,6% Stenosen von Lappen- oder Segmentbronchien wurden beobachtet. In tabellarischer Ubersicht werden die Kombinationsmoglichkeiten und ihre Haufigkeit bei verschiedenen, gleichzeitig vorkommenden spezifischen Bronchusveranderungen, die Geschlechtsverteilung aktiver und inaktiver Befunde und die Haufigkeit und Abhangigkeit vom Lebensalter dargestellt. Ein Vergleich der eigenen Befunde mit den wichtigsten Ergebnissen anderer Untersucher sowie die Haufigkeit rontgenologischer Hinweiszeichen bilden den Abschlus der eigenen Ergebnisse. In der Diskussion wird festgestellt, das eine Routineuntersuchung bei Lungentuberkulosen nicht erforderlich ist. Dagegen ist bronchoskopische Beurteilung von Ausdehnung und Verlauf spezifischer Bronchusprozesse fur eine evtl. erforderliche medikamentose Behandlung bei rontgenologisch oder klinisch auf Bronchialschleimhauttuberkulose oder Bronchiallymphknotenperforation verdachtigen Befunden notwendig. Die Verfasser erachten die Bronchoskopie weiter fur angezeigt vor Kollapstherapie, bei positivem Sputumbefund ohne entsprechende Rontgenveranderung, zur Lokalisation der Bacillenausscheidung bei bilateralen Prozessen und unbedingt bei klinischem und rontgenologischem Tumorverdacht. Als Kontraindikationen werden die bereits von einer Reihe von Voruntersuchern angegebenen Komplikationen, wie aktive Larynxtuberkulose, frische Hamoptysen, pathologische Veranderungen im Bereich der Hals- und Brustwirbelsaule, Aortenaneurysma und schwere dekompensierte Herzfehler aufgefuhrt. Therapeutisch wird orale Thiosemicarbazon- und Isanicotinsauremedikation bei gleichzeitiger Solvoteben-Aerosolbehandlung empfohlen. Im Untersuchungsmaterial der Verfasser heilten fast alle aktiven spezifischen Bronchusveranderungen ab. Schwere Restzustande, die zu chirurgischen Masnahmen zwangen, wurden nicht beobachtet. Vier Krankenblattauszuge mit Rontgenbildern und Skizzen der bronchoskopischen Befunde veranschaulichen die Ausfuhrungen.
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