Posttraumatische Reaktionen polizeilicher Einsatzkräfte

2011 
Hintergrund: 2002 waren uber dem Bodensee eine amerikanische Frachtmaschine und ein russisches Passagierflugzeug kollidiert und 71 Tote zu beklagen, darunter 45 Kinder. Methodik: Polizeibeamte, die an dem Einsatz beteiligt waren, wurden ein Jahr danach per Fragebogen anonym auf eine posttraumatische Belastungsstorung (PTBS) untersucht, wobei primar die PTBS-Symptom-Scale-Self-Report (PSS-SR) eingesetzt wurde. Ziel der vorliegenden Arbeit war eine Reanalyse des Datensatzes durch eine multivariate Analyse moglicher Einflussfaktoren und im Hinblick auf Kennzeichen von Risikoclustern. Die PSS-SR erfasst anhand von 17 Items die Kriterien des DSM-IV in den Bereichen Wiedererleben, Ubererregung und Vermeidung. Die Datenbasis bildeten Antworten einer Stichprobe von 1103 Polizeibeamten. Ergebnisse: Die Kriterien des Vollbildes einer PTBS nach dem DSM-IV erfullten ein Jahr nach dem Ereignis 3,1% der Beamten; nach der ICD-10 waren es 7,0%; subsyndromale Scores wurden wesentlich haufiger gemessen. Bivariate Zusammenhange mit dem PSS-Gesamtscore zeigten vor allem Alter, Gesamtzeit des Einsatzes und die Zahl berichteter belastender Einzelergebnisse: allerdings wurden nur Korrelationen von maximal r = 0,25 erreicht. Die Clusteranalyse ergab ein belastetes Risikocluster (ca. 20% der Beamten) mit hohen PTBS-Werten (MW = 4,4), das durch die relativ langsten Einsatzzeiten (und eine entsprechend hochste Zahl belastender Ereignisse), vor allem aber durch eine intensive Konfrontation mit Leichen charakterisiert ist. Die Ergebnisse zeigen eine ausgepragte Dosis-Wirkungsbeziehung im Hinblick auf einsatzspezifische Belastungen und die Entwicklung einer PTBS. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse sprechen klar fur besondere Nachbetreuungsangebote fur Beamte mit dieser Risikokonstellation, unabhangig, ob personlicher Betreuungsbedarf geausert bzw. im Screening-Fragebogen angegeben wird.
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