Schöne Gesichter stehen Kopf
2011
Viele Studien zeigten eine Beeintrachtigung der Gesichtsverarbeitung, wenn
Gesichter invertiert prasentiert wurden. Durch die Beeintrachtigungen, die bei der
Wahrnehmung von auf dem Kopf stehenden Gesichtern enstehen, ist es moglich,
Ruckschlusse darauf zu ziehen, welche Informationen bei der alltaglichen
Wahrnehmung von Gesichtern in aufrechter Position von Bedeutung sind.
Attraktivitat ist eine wichtige soziale Information, die einem Gesicht entnommen
werden kann, so wird in dieser Studie mittels Rotation untersucht, welche Faktoren
zur Wahrnehmung von Attraktivitat beitragen. Eine Zunahme der wahrgenommenen
Attraktivitat bei Rotation wurde dafur sprechen, dass die Einschatzung von
Gesichtsattraktivitat nicht aufgrund bestimmter attraktiver Faktoren oder
Merkmalskombinationen an sich entsteht, sondern viel mehr auf einem Nicht-
Vorhandensein von unattraktiven Merkmalen beruht. Eben diese unattraktiven
Faktoren konnten in Rotation nicht ausreichend verarbeitet werden und somit zu
einem Anstieg der wahrgenommenen Attraktivitat fuhren. Zusatzlich zur Inversion
wurden in dieser Studie die Winkel 90° und 270° in das Versuchsdesign
aufgenommen. Des Weiteren wurden die Variablen Geschlecht (mannlich, weiblich)
und Attraktivitat (attraktiv, neutral, unattraktiv) der Stimuli variiert. Die
Versuchsteilnehmer, Studenten der Universitat Wien, sollten die Stimuli auf
Attraktivitat (Experiment 1a), Unattraktivitat (Experiment 1b) und Distinctiveness
(Experiment 2) bewerten. Die Ergebnisse zeigten, dass die wahrgenommene
Attraktivitat in allen Rotationen, verglichen mit den aufrechten Gesichtern, bei beiden
Geschlechtern hoher (Experiment 1a) und die wahrgenommene Unattraktivitat
geringer (Experiment 1b) war. Dabei nahmen die Attraktivitatsratings der
unattraktiven Stimulusgesichter in der Rotation verglichen mit denen der attraktiven
mehr zu (Experiment 1a) und die Unattraktivitatsratings dieser Gruppe mehr ab
(Experiment 1b). Zusatzlich nahm auch die Distinctiveness in allen Rotationen ab.
Auch hier zeigte sich, dass diese mehr bei den unattraktiven Stimuli als bei den
attraktiven abnahm. Distinctiveness wird dabei mit Unattraktivitat assoziiert (Rhodes
et al.,1999). Alle Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Wahrnehmung
charakteristischer Faktoren, die ein Gesicht als unattraktiv erscheinen lassen, durch
die Rotation beeintrachtigt wird. Die Ergebnisse von Experiment 2 deuten darauf hin,
dass dies zumindest zum Teil im Zusammenhang mit der Wahrnehmung von
Distinctiveness steht. So lasst sich aus den Ergebnissen der Studie schliesen, dass
Attraktivitat viel mehr durch das Nicht- Vorhandensein von unattraktiven Merkmalskombinationen
als durch das Vorhandensein von attraktiven bestimmt wird.
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