Stigmatisierung durch kleine sprachliche Differenzen

2001 
Meine Damen und Herren, ich bedanke mich fur die verschiedenen Sichtweisen. Ich habe im Laufe der Vortrage gesehen, dass viel Nicken, Beifall und erganzende Zustimmung von allen Seiten gekommen ist und sehe dadurch, dass Sie noch so manches Beispiel hinzufugen konnten. Es war interessant zu horen, dass es bei der Zeitung eine Liste mit verbotenen Wortern gibt. Ich wurde empfehlen, dass die Mauer in den Kopfen dort auf jeden Fall mit draufstehen sollte. Man geht naturlich kreativ um mit der Sprache. Ich habe erst neulich gehort, dass es eine Sendung gibt mit dem Titel „Die Mauer in den Topfen — im Westen vom Feinsten, im Osten gutburgerlich“. Das finde ich argerlich. Da werden Mentalitatsunterschiede aufgebaut, die durch solche Wendungen noch gefestigt werden, von denen wir aber doch ein Stuck wegkommen wollen. Mentalitatsunterschiede, die vielleicht auch bei dem Beispiel „Hausgemeinschaft“ auf den Lokal-seiten der Mitteldeutschen Zeitung eine Rolle spielen. Wer MZ-Leser ist, wird diese neue Serie kennen — „Tolle Nachbarn“ heist sie. Dort wird eine Hausgemeinschaft vorgestellt. Ich habe gerade ein paar Zeilen davon Herrn Schlosser gezeigt, und er war genau wie ich der Meinung, dass er in dieser Hausgemeinschaft nicht leben mochte: mit groser und kleiner Hausordnung, die mit groser Akkuratesse gemacht wird, und mit einer neuen Mieterin, die sich nicht personlich vorgestellt hat und nach drei Monaten wieder ausgezogen ist. Ich glaube, dass die Lokalseite nicht der Platz ist, auf dem man solche Mentalitatsunterschiede darstellen sollte. Dies nur als Erganzung.
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