Untersuchung des Sauerstoffgehaltes in Flugzeugkabinen während Langstreckenflügen und Kontrolle der Blutgase unter entsprechenden Bedingungen in der Höhen-Klima-Simulationsanlage

2008 
Besonders bei Interkontinentalflugen werden Flughohen von 10 000 m bis 13 000 m bevorzugt. Zur Material- und damit zur Treibstoffeinsparung wird bei Langstreckenflugen durch Absenkung des Kabinendrucks auf 565 mmHg, was einer Hohe von 2438 m bzw. 8000 ft uber dem Meeresspiegel entspricht, der transmurale Druck reduziert. Die bei diesem Umgebungsdruck auftretende leichte Hypoxie kann bereits Storungen auslosen: Abnahme der Nachtsehtauglichkeit, Schlafrigkeit, Urteilsschwache. Insofern ist es auserst wichtig, dass das Sauerstoffangebot nicht zusatzlich zum gesenkten Druck noch durch eine rezirkulationsbedingte Abnahme des Sauerstoffgehalts reduziert wird. Diesbezugliche Messungen in unterschiedlichen Flugzeugen unterschiedlicher Fluggesellschaften ergaben selbst bei vollbesetzten Transatlantikflugen stets einen Sauerstoffgehalt von 20,9%. Trotz steigender Spritpreise wird demnach derzeit am Frischluftdurchsatz nicht gespart. Die Wirkung des verminderten Sauerstoffangebotes auf den Sauerstoffhaushalt der Fluggaste wurde in der Hohen-Klima-Simulationsanlage des Flugmedizinischen Instituts der Luftwaffe Konigsbruck bei Dresden an 15 Frauen im Alter von 26 bis 70 Jahren (51,8 ± 14,0 Jahre) und 15 Manner im Alter von 26 bis 85 Jahren (57,7 ± 16,6 Jahre) mit Hilfe der Blutgasanalyse und der pulsoxymetrischen Hamoglobinsattigung gemessen. Zusatzlich wurde ein kleines Blutbild erstellt und am Messfinger der Pulsoxymetrie die Fingertemperatur gemessen. Das gesamte Kollektiv wurde von 250 ft (Ortshohe) auf Hohen von 6000 ft und 8000 ft gebracht, 10 Teilnehmern wurden auserdem die Hohen 10 000 ft und 12 000 ft zugeteilt. Jeder Hohe waren die Probanden aufsteigend fur etwa 30 Minuten ausgesetzt. Die Ergebnisse aus den Versuchsreihen lassen sich folgendermasen zusammenfassen: Der arterielle Sauerstoffpartialdruck folgt der Hohe linear: PO2 = -0,003 x Hohe ft + 80. In Ortshohe folgt der PO2 dem Alter: PO2 = -0,418 x Alter + 97,3 (r = -0,674; p < 0,0001). Bei 8000 ft wird die Beziehung etwas flacher: PO2 = -0,24 x Alter + 67,7 (r = -0,651; p < 0,0001). Moglicherweise antworten altere Menschen auf den Abfall des arteriellen Sauerstoffdrucks etwas starker als jungere Menschen. Der PO2 korreliert negativ mit dem Body-Mass-Index (bei 250 ft: r = -0,683; p < 0,0001). Der PCO2 steigt im Alter leicht an (bei 250 ft: r = 0,446; 0,01 < p < 0,02), er fallt aber bei fast allen Probanden mit zunehmender Hohe als Zeichen einer leichten Hyperventilation etwas ab. Vergleicht man die Messergebnisse der pulsoxymetrischen Sauerstoffmessung der Frauen mit denen der Manner, so fallt auf, dass die der Frauen im Durchschnitt etwas hoher liegen. Die pulsoxymetrisch gemessene Sauerstoffsattigung ist in ahnlicher Weise wie der PO2 von der Hohe und dem Druck abhangig, allerdings beeinflussen die Temperatur am Messfinger als auch der Hamatokritwert das Messergebnis negativ. Daraus wird ersichtlich, warum unter sonst gleichen Bedingungen die pulsoxymetrischen Sattigungswerte bei Frauen etwas hoher liegen. Da die pulsoxymetrischen Sattigungswerte regelhaft um 2% bis 5% uber denen aus der Blutgasanalyse errechneten liegen, sind Werte unter 90%, wie sie bei alteren Personen schon in 8000 ft Hohe auftreten konnen, durchaus als ernste Hypoxieindikatoren aufzufassen.
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