Zugangsschwellen zu HIV-Test-Angeboten – Eine systematische Literaturanalyse

2019 
Ziel In Deutschland liegen die jahrlichen HIV-Neu-Infektionen bei 3100 (2016) und betreffen v. a. Manner, die Sex mit Mannern haben sowie intravenos Drogengebrauchende. Es wird eine Rate von 30 % der HIV-Infektionen angenommen, die erst in einer fortgeschrittenen Phase der Infektion diagnostiziert werden, oft jenseits des optimalen Zeitpunkts des Behandlungsbeginns. Die hohe Rate an Late-Presentern ist ein starkes Argument fur eine Starkung von Beratungs- und HIV-Testangeboten. Ziel dieser Literaturanalyse ist es daher zu beschreiben, welche Zugangsschwellen zu HIV-Testangeboten existieren. Methodik Mit einer Literaturanalyse wurde der aktuelle Erkenntnisstand in Forschung und Praxis darauf hin abgebildet, welche Barrieren Risikogruppen vom HIV-Test abhalten. In die Suche wurden alle Veroffentlichungen zwischen 2010 und 2014 aus Australien, Europa und Nordamerika einbezogen, die sich auf Klienten-initiierte Tests beziehen. Ergebnisse 132 Veroffentlichungen wurden in eine Volltextanalyse einbezogen. Die meisten Veroffentlichungen basieren auf Klientenbefragungen. Die individuelle Risikowahrnehmung beeinflusst die Entscheidung fur oder gegen einen HIV-Test masgeblich. Diese kann uber Offentlichkeitsarbeit und uber aufsuchende Angebote beeinflusst werden. In den Strukturen und Ablaufen des HIV-Test-Angebotes sind Vertraulichkeit und Anonymitat an jeder Stelle zentral. Daruber hinaus ist den Klienten wichtig, dass ihnen in den Beratungsgesprachen mit Akzeptanz und Vorurteilsfreiheit begegnet wird. Die Angst der Klienten vor Stigmatisierung, Verurteilung und Ausgrenzung verlangt eine besondere Sensibilitat und lebensstilakzeptierende Haltung auf Seiten des Personals. Schlussfolgerung Die Faktoren, die fur Klienten bei der Entscheidung uber einen HIV-Test und der Auswahl eines Test-Angebots von Bedeutung sind, werden klar abgebildet. Die zentralen Elemente in der Entscheidungsfindung sind die eigene Risikowahrnehmung sowie die Furcht vor Stigmatisierung aufgrund vermeintlich abweichenden Sexualverhaltens oder aufgrund einer befurchteten HIV-Infektion. Die Offentlichkeitsarbeit sollte Risikofaktoren bzw. -wahrnehmung in Bezug auf HIV sowie Vertraulichkeit und Anonymitat des Angebots betonen. Die Nutzung sozialer Netzwerke ist hierbei besonders empfehlenswert. Neue Angebotsformen wie Heimtests konnten die Sorgen hinsichtlich Vertraulichkeit und Anonymitat auflosen.
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