Metaanalyse zur Bestimmung des relativen Risikos posttraumatischer Gonarthrosen

2011 
Anliegen der hier vorgestellten Metaanalyse ist die Ermittlung der durchschnittlichen Arthroserate (ER ROA = event rate der radiologischen Kniearthrose) nach kniegelenksnahen Verletzungen (Minimum-Follow-up 10 Jahre). Des Weiteren sollte das relative Risiko (OR = odds ratio) einer posttraumatischen ROA im Vergleich zum Bevolkerungsdurchschnitt bestimmt werden. Mit Stichtag 28.02.2010 wurde eine systemische Recherche in der Datenbank PubMed durchgefuhrt. Dabei wurde folgende Suchstrategie (Keyword and MeSH) angewendet: [knee] and [osteoarthritis] and [type of injury]. Auserdem wurden zur Bestimmung der Normalwerte Studien zur allgemeinen Pravalenz der ROA ermittelt. Eingeschlossen wurden Arbeiten in englischer und deutscher Sprache und einem minimalen Nachuntersuchungszeitraum von 10 Jahren. Des Weiteren wurde eine klar definierte radiologische Arthrosebewertung gefordert, die einen Vergleich mit der Kellgren-Lawrence Klassifikation (KL Grad) zulies. Eine ROA KL2+ wurde als manifeste Arthrose gewertet. Das relative Risiko wird als OR (odds ratio mit 95 % CI), berechnet im fixed effect model, angegeben. Bei der Suche nach den Stichwortern „[Osteoarthritis] and [Knee] and [Prevalence]“ wurden in PubMed zunachst 1 428 Arbeiten gefunden. Nach Volltextlesung (n = 76) wurden 18 Publikationen in die Metaanalyse aufgenommen. Die Gesamtpravalenz der ROA in der Bevolkerung betragt ohne Adjustierung auf Alter und Geschlecht 27,1 (CI 95 % 26,6–27,7) %. Die Arthroserate nach Kreuzbandriss betrug 42,0 (CI 95 % 39,8–44,2) %. Beim Vergleich mit den Normalwerten der Bevolkerung haben Patienten nach einer ACL-Verletzung ein signifikant hoheres relatives Risiko, eine ROA zu erleiden (OR = 2,5 (CI 95 % 2,3–2,7); p Die Arthroserate nach Riss des hinteren Kreuzbandes in insgesamt 3 Studien belief sich auf 29,2 (CI 95 % 20,9–39,1) %. Verglichen mit dem relativen Risiko einer ROA der Normalbevolkerung erhoht sich das relative Risiko tendenziell mit einer OR = 1,3 (CI95 % 0,8–1,9), p = 0,263. Insgesamt betragt die ER einer ROA nach kniegelenksnaher Fraktur 29,7 (CI 95 % 26,4–33,2) %. Das relative Risiko einer ROA nach kniegelenksnaher Fraktur steigt im Vergleich zur Normalpopulation nur tendenziell (OR = 1,2 (CI95 % 1,0–1,3), p = 0,05). Kniegelenksnahe Verletzungen erhohen das Risiko eine Arthrose zu erleiden. Derzeit adressieren traumatologische Langzeitbeobachtungen in erster Linie das klinische Outcome, die Komplikationsraten und therapietechnische Details. Dagegen sind Studien zur (alters- und geschlechtsadjustierten) posttraumatischen Arthroserate eher die Ausnahme. Hier ergibt sich aus Sicht der Autoren die dringende Notwendigkeit kontrollierter radiologischer Langzeitstudien, die ein Verstandnis des Krankheitsbildes „posttraumatische Gonarthrose“ ermoglichen.
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