Erkenntnisse und Perspektiven eines 23-jährigen Dauerfeldversuches zum integrierten Pflanzenschutz gegen pilzliche Schaderreger im Winterweizen
2020
Zur Entwicklung von Konzepten zum integrierten Pflanzenschutz
wurde im Jahr 1995 in Dahnsdorf (Land Brandenburg)
ein Versuchsfeld des Julius Kuhn-Institutes eingerichtet
und unterschiedliche Dauerfeldversuche angelegt.
Im Rahmen des vor Ort grosten und altesten Dauerfeldversuches
„Strategievergleich umweltschonender
Pflanzenschutz“ werden in diesem Beitrag die Effekte
einer 50%igen Reduktionsstrategie in der Phase 1 (1997
bis 2007) bzw. einer konsequenten Umsetzung des integrierten
Pflanzenschutzes (IPS) in der Phase 2 (2008 bis
2013) und modifiziert in der Phase 3 (2014 bis 2019)
gegenuber einer praxisnahen Strategie, der guten fachlichen
Praxis (GfP), im Hinblick auf den situationsbezogenen
Pflanzenschutz gegen pilzliche Schadorganismen
im Winterweizen untersucht. Wahrend in den ersten beiden
Phasen des Versuches (1997 bis 2013) in den Strategien
identische Sorten angebaut wurden, erfolgte in der
Phase 3 eine Erweiterung um den Baustein Sorte. Die am
haufigsten aufgetretenen Krankheiten waren Blattseptoria
(Zymoseptoria tritici, Parastagonospora nodorum (syn.
Septoria nodorum)), Braunrost (Puccinia triticina) und
Gelbrost (Puccinia striiformis f. sp. tritici), die uber die
Jahre in Abhangigkeit von Witterung und Befallsdruck
sehr unterschiedlich stark auftraten. Der Fungizid-Behandlungsindex
als Mas fur die Intensitat des Pflanzenschutzes,
zeigte in der Phase 1 mit einem Wert von 0,8
(situationsbezogene Pflanzenschutzmittelanwendung
(100%) und 0,4 (50% der situationsbezogenen Anwendung)
im Mittel der Jahre einen signifikanten Unterschied
zwischen den zu prufenden Strategien, der auf die
strikte Reduktion der Pflanzenschutzmittelanwendungen
um 50% zuruckzufuhren war. Die Umstellung des
Versuches in Phase 2 und 3 fuhrte in der IPS-Strategie zu
einem Fungizid-Behandlungsindex von 1,2 und 1,1 sowie
in der GfP-Strategie zu Werten von 1,7 und 1,9, die sich
im Vergleich der Strategien als nicht signifikant verschieden
erwiesen. Beim Vergleich der Ertrage ergab sich in
nur zwei (2001, 2006) der 23 Jahre ein signifikanter
Unterschied zwischen den Strategien. Im Vergleich der
fungizidbehandelten Varianten zu den unbehandelten
Kontrollen innerhalb der Strategien war in der GfP-Strategie
in nur vier Jahren ein signifikanter Unterschied ersichtlich,
bei der IPS-Strategie in nur einem Jahr. Fungizidanwendungen
waren retrospektiv betrachtet haufig
nicht erforderlich gewesen. Entsprechend der Ertrage
und Fungizid-Behandlungsindizes, war auch der fungizidkostenfreie
Erlos gemittelt uber die sechs Jahre der
Phase 3 nicht signifikant verschieden. Die Untersetzung
der Strategien GfP und IPS reichte bislang nicht aus, um
einen deutlichen Unterschied zwischen diesen zu zeigen,
was letztlich auf die schon geringen Fungizid-Behandlungsindizes
in der Strategie GfP zuruckzufuhren ist, die
in allen Phasen unter denen der regionalen Praxis lagen
und auf die teils gut wirksamen Resistenzen der ausgewahlten
Sorten. Trotz der haufigen Uberschreitungen
der Bekampfungsrichtwerte und der daraus resultierenden
Fungizidanwendungen, war der weitere Krankheitsverlauf
oft masig bis gering. Deutliche Ertragsunterschiede zeigten sich lediglich in Jahren mit hohem
Befallsdruck und gunstigen Witterungsbedingungen fur
den Infektionsverlauf.
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