Does light pollution affect wild birds
2015
Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich herausgestellt, dass uns kunstliche Beleuchtung nicht nur mehr Komfort und Sicherheit beschert, sondern dass es auch eine dunkle Seite des allgegenwartigen Lichtes gibt – der Begriff der „Lichtverschmutzung“ war geboren. Was die Tierwelt angeht wurde dieses Problem langere Zeit standhaft ignoriert, was verwundert, denn eine industrielle Nutzung derselben ist schon seit dem 19. Jahrhundert etabliert. So kann man etwa Haushuhner (Gallus domesticus) durch Bestrahlung mit wenigen Minuten kunstlichen Lichtes zu erhohter Eiproduktion stimulieren. Allmahlich richtete sich der wissenschaftliche Fokus auf direkte, unmittelbare Auswirkungen wie etwa desorientiere Zugvogel, die mit nachtlich beleuchteten Gebauden kollidieren oder auch Singvogel, die nachtens unter Strasenlaternen zu singen beginnen. Uberhaupt sind Vogel eine besonders stark von Lichtverschmutzung betroffenen Organismengruppe, da ihr Leben oft einer ausgepragten Rhythmizitat bzw. Synchronisierung mit der Ausenwelt und dem zeitlichen Jahresverlauf unterworfen ist. Nun wendet sich der Blick also auf die indirekten weniger auffalligen, doch gleich bedeutsamen Auswirkungen, die die Brutbiologie und potentiell kunftige Populationen betreffen. Wie schwerwiegend ist der Einfluss von kunstlichem Licht und kann man ihn in den Nachkommen tatsachlich nachweisen?
In der vorliegenden Masterarbeit wird diesen, fur den Artenschutz bedeutenden Fragen auf den Grund gegangen. Die Studie wurde im Wienerwald an einer mehrjahrig bestehenden Nistkastenpopulation von Blaumeisen (Cyanistes caeruleus) bei Pressbaum (Niederosterreich) durchgefuhrt. Es wurden Parameter der Brutphanologie sowie der Fitness zwischen drei verschiedenen Gruppen verglichen: Als „naturlich“ stattfindendes Experiment galten Vogel, die in der unmittelbaren Nahe von Strasenlaternen ihr Brutgeschaft tatigten. Eine weitere Gruppe wurde experimentell mit LED-Lampen bei Dammerung und im Morgengrauen kunstlich beleuchtet, die dritte Gruppe wurde von nicht manipulierten, naturlich brutenden Kontrollvogeln gebildet. Nach meinem Wissensstand ist dies die erste experimentelle Studie, welche gleichzeitig die Effekte von Nachtlicht auf Fortpflanzungsverhalten, Bruterfolg und Qualitat der Nachkommenschaft untersuchte.
Kunstliches Licht fuhrte weder zu einer verfruhten Eiablage, noch zu einer geringeren Anzahl an Eiern, Schlupflingen, Astlingen oder zu reduziertem Schlupferfolg. Auch ein invasiver Test (PHA-Test) zur Ermittlung der indirekten Immunkompetenz der Nestlinge zeigte keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Der Entwicklungsparameter „Kondition“ hingegen war bei den Nachkommen der Experimentalgruppe signifikant geringer als bei den Nachkommen der Kontrollgruppe. Zwar ist der Effekt schwach, jedoch beweist es, dass sich Lichtverschmutzung sehr wohl in den Nestlingen und damit dem Bruterfolg manifestieren kann. Inwieweit sich dies dann bei der Eingliederung der Nachkommenschaft in die folgende reproduzierende Generation auswirkt, muss noch genauer erforscht werden. Offensichtlich sind Blaumeisen fur Lichtverschmutzung weniger anfallig, und eine Reihe verschiedener Grunde dafur sind moglich: Erstens brutet die Art in Hohlen, was per se als Schutzfaktor vor Licht gesehen werden kann. Auserdem liegt der Aktivitatsbeginn im spateren Morgen, wodurch der Einfluss auch abgeschwacht werden konnte. Blaumeisen zeigen des Weiteren geringe Scheu vor Menschen, sind sehr anpassungsfahig und konnen durchaus auch im Stadtbereich vorkommen. Diese Faktoren konnen in ihrer Gesamtheit dazu fuhren, dass die Art von keinen drastischen Folgen durch Lichtverschmutzung betroffen ist. Nichtsdestotrotz mussen wir den Gegenbeweis an etwa einer scheuen Waldvogelart erst antreten, um die subtilen weil zeitversetzten Auswirkungen von kunstlichem Licht auf Brutverhalten und Reproduktionserfolg grundlich zu untersuchen.
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