Selektion, Dropout und früher Bildungsabbruch

2019 
Dropout, Selektion und fruher Bildungsabbruch sind unterschatzte Herausforderungen im osterreichischen Bildungswesen: Detaillierte regionale und nach Herkunft differenzierte Berechnungen zeigen fur einzelne Subgruppen Anteile von bis zu 60% der Jugendlichen, die keinen Abschluss uber die Pflichtschule hinaus aufweisen und sich aktuell nicht mehr in Ausbildung befinden. Der vorliegende Policy Brief stellt die Frage, wie die aktuellen Reformen des Bildungswesens darauf reagieren und sich auswirken konnten. Positiv hervorzuheben ist, dass die Problematik des fruhen Abbruchs durch direkt darauf bezogene Masnahmen wie die Ausbildung bis 18 oder die Bildungspflicht bildungspolitisch ernstgenommen wird. Es werden jedoch auch Bildungsreformen gesetzt und diskutiert, durch die eine deutliche Starkung selektiver Elemente erfolgt. Der Ausbau des differenzierten Schulsystems, die Wiedereinfuhrung von Leistungsgruppen in den NMS, verscharfte Aufnahmekriterien in Gymnasien, die Starkung von Sonderschulen und die Forcierung der „Notenwahrheit“ sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Das Ziel ist derart, den Gesamtoutput zu verbessern. In der Forschung erweisen sich die durch Selektion bedienten summativen Bewertungen und einfachen okonomischen Anreiz-Sanktionsmodelle jedoch wenig effektiv, um Leistungszuwachse zu erzielen. Vielmehr wird dadurch eher oberflachliches und kaum nachhaltiges Fakten-Lernen fur den Test gefordert weniger aber verstehendes Tiefenlernen. Deutlich erfolgsversprechender sind padagogisch-didaktische Ansatze sowie Professionalisierungsstrategien bei Lehrpersonen. Konkret zu denken ist hier an einen starker phanomen- statt facherbasierten Unterricht, um vernetztes Denken in Zusammenhangen zu fordern, zu denken ist an intrinsische Anreizsysteme anstelle von Noten- und Testdruck, ein Schwerpunkt sollte schlieslich auf der Ressourcenorientierung anstelle der Defizitorientierung sowie auf der Inklusion anstelle der Selektion liegen.
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