Arbeitsbericht: Verbesserung des physikalischen Bodenschutzes bei der Wirtschaftsdüngerausbringung im Frühjahr - Herausforderungen und Lösungsansätze

2020 
Durch die neue Dungeverordnung (Verordnung zur Neuordnung der guten fachlichen Praxis beim Dungen vom 26. Mai 2017, DuV) werden die Moglichkeiten fur die Ausbringung von Wirtschaftsdungern im Spatsommer und Herbst stark begrenzt. Die erneute Anpassung der DuV durch Beschluss im Bundesrat Ende Marz 2020 schrankt die Moglichkeit zur Wirtschaftsdungerausbringung nach Ernte der Hauptkultur weiter ein. Dadurch wird sich eine Verschiebung der Ausbringung relevanter Mengen in das Fruhjahr vollziehen. Diese Regelungen zum Gewasser- und Klimaschutz werfen ein neues Konfliktfeld in Bezug auf den Bodenschutz auf. Im Fruhjahr weisen viele Boden feuchte bis sehr feuchte Bedingungen auf und sind damit sehr verdichtungsempfindlich. Insbesondere bei der Ausbringung von Wirtschaftsdungern kommen hohe Lasten auf das Feld und die Gefahr von Bodenverdichtungen steigt. Die vorliegende Studie befasste sich mit der speziellen Problemstellung des Bodenschutzes bei der Ausbringung von Wirtschaftsdunger im Fruhjahr. Ziel dabei war die Bewertung von existierenden und potentiellen Masnahmen zum Bodenschutz unter Einbeziehung von Stakeholdern. Dazu wurde ein Stakeholder-Workshop durchgefuhrt. Darauf aufbauend wurden existierene Handreichungen zur Bewertung des Bodenzustandes und der Befahrbarkeit bewertet und ein Verfahrensvergleich zur Ausbringung von Wirtschaftsdungern aus okonomischer und bodenschutz Perspektive durchgefuhrt. Die grosten Herausforderungen sehen Akteure aus der Praxis in unsicheren Rahmenbedingungen. In den niedersachsischen Ackerbauregionen besteht gemas Nahrstoffbilanz zwar das Potenzial, aus den Veredlungsgebieten (Weser-Ems) Wirtschaftsdunger aufzunehmen, die Bereitschaft der Landwirt*innen ist allerdings gering. Dies ist zum einen auf eine grose Unsicherheit (v.a. hinsichtlich Witterung, die die Planung einer bodenschonenden Befahrung erschweren und politisch-administrativer Rahmenbedingungen) unter Landwirt*innen in den aufnehmenden Regionen zuruckzufuhren, zum anderen auf die zusatzlichen Kosten, die bei bodenschonender Ausbringung im Fruhjahr entstehen. Die wahrgenommenen Unsicherheiten resultieren gleichermasen aus den noch unklaren Auslegungen der DuV durch die Lander und die mangelnde Erfahrung damit, wie auch aus der schlechten Vorhersagbarkeit der Witterung, die von Jahr zu Jahr verschieden ist. Diese Unsicherheiten erschweren die Planbarkeit, wirken sich investitionshemmend aus und reduzieren die Akzeptanz Wirtschaftsdunger aufzunehmen. Fur die Bewertung ob und/oder unter welchen Bedingungen eine Befahrbarkeit ohne das Risiko von Bodenverdichtung gegeben ist, wird Landwirt*innen empfohlen, mit Hilfe einer visuell-haptischen Untersuchung die Befahrbarkeit des Bodens einzuschatzen. Hierfur ist Sensibilisierung und Ubung notwendig, die durch Beratung und Ausbildung realisiert werden kann. Durch technische Losungen wie beispielsweise die Gulleverschlauchung kann auch unter feuchteren Bedingungen bodenschonend gefahren werden. Dadurch kann sich das Zeitfenster fur die Ausbringung vergrosern, gleichzeitig erhoht sich der Handlungsspielraum der Landwirt*innen. Diese technischen Losungen gehen allerdings mit erhohten Investitionskosten einher, die ab einer gewissen Flachengrose aber wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen konnen. Die Wirtschaftlichkeit hangt von einer Vielzahl von Betriebsparametern ab und muss im Einzelfall evaluiert werden. Der Kostenvergleich unterschiedlicher Verfahren legt nahe, dass die Gulleverschlauchung eher eine uberbetriebliche Alternative bei hoher Maschinenauslastung (ca. 1333 ha/a) darstellt. Die Ergebnisse des Verfahrensvergleichs wurden in einem weiteren Stakeholder- Workshop vorgestellt und als nicht praxisnah von den Teilnehmenden eingestuft. Als mogliche Unsachen fur die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis wurden die Datengrundlage und Berechnungsart identifiziert, die den komplexen Zusammehnhangen nicht gerecht werden. Eine weiterfuhrende Evaluation, die einen Betrieb mit allen relevanten Komponenten beachtet ist unabdingbar. Um die Verbringung des Wirtschaftsdungers aus den abgebenden in die aufnehmenden Regionen effizient durchzufuhren, muss die Bereitschaft zur Aufnahme von Wirtschaftsdunger gestarkt werden. Hierfur ware ein zentrales Tool wunschenswert, das die Befahrbarkeit von Boden mit unterschiedlicher Mechanisierung mit einer Vorhersage von 1-3 Tagen bewertet, auf das alle beteiligten Akteure zugreifen konnen und das damit die Planung erleichtert.
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