Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Jugendlichen in der ambulanten Versorgung in Deutschland

2015 
nternationale Studien haben fur einige europaische Lander sowie fur Kanada und die USA einen Zusammenhang zwischen Diagnose und Medikation der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitatsstorung (ADHS) und dem Geburtsmonat aufgezeigt. Die Geburtsmonatsunterschiede treten insbesondere zwischen Monaten vor und nach Einschulungsstichtagen auf, sodass der Zusammenhang als Effekt des relativen Einschulungsalters bzw. der relativen Altersposition von Kindern in ihrem Klassenverband interpretiert wird. Fur Deutschland, das bevolkerungsreichste europaische Land, wurde der Zusammenhang bislang nicht systematisch untersucht. Dabei ist Deutschland fur eine solche Analyse besonders interessant, da 8 von 16 Bundeslandern seit 2003 die Einschulungsstichtage verschoben haben, wodurch Variation in der Zuordnung zwischen Geburtsmonat und relativer Altersposition in der Klasse entsteht. Die Analyse der Situation in Deutschland eignet sich sehr gut, da sich regionale Variation in den Effekten des Geburtsmonats in Bezug zu regionaler Variation potentieller Einflussfaktoren setzen lasst. Betrachtet werden Unterschiede in Diagnose- und Medikationspravalenzen zwischen Geburtsmonaten, die direkt vor und nach dem jeweils zum Einschulungszeitpunkt relevanten Einschulungsstichtag liegen. Diese Unterschiede zwischen um die Stichtage liegenden Geburtsmonaten werden als Effekte der Altersposition im Klassenverband interpretiert. Der Zusammenhang zwischen Geburtsmonat und Altersposition ergibt sich, da Kinder, die im Monat vor einem Stichtag geboren sind, tendenziell zu den jungsten in ihrer Klassenstufe gehoren, wahrend Kinder, die einen Monat spater geboren sind, zu den altesten in der darauffolgenden Klasse zahlen. Die ADHS-Diagnosepravalenz in Deutschland ist im Mittel um einen Prozentpunkt hoher fur Kinder, die im Monat direkt vor dem in ihrem Bundesland und Einschulungsjahr relevanten Einschulungsstichtag geboren sind, verglichen mit Kindern, die im darauffolgenden Monat Geburtstag haben. Die Medikationspravalenzen unterscheiden sich im Mittel um etwa 0,8 Prozentpunkte. In Bezug auf eine mittlere ADHS-Diagnose-Pravalenz von 4,8% und eine mittlere Medikationspravalenz von 3,8% in der betrachteten Altersgruppe handelt es sich hierbei um Zusammenhange bedeutender Hohe. Sprunge in den ADHS-Pravalenzen zeigen sich fur beide Geschlechter und alle beobachteten Einschulungsstichtage.
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