Wohin entwickelt sich die Psychopharmakotherapie
2008
Die Fortschritte der Psychopharmakotherapie der letzten 50 Jahre haben die Versorgung psychisch Kranker revolutioniert. Ausgangspunkte waren zufallige Entdeckungen auf Basis der aufmerksamen Beobachtung des Klinikers. Die anschliesende Untersuchung der Wirkmechanismen ergab, dass sie alle in irgendeiner Form die synaptische Neurotransmission modifizieren. Diese zufallig entdeckten Medikamente waren der entscheidende Ausgangspunkt fur die Aufklarung der Physiologie und Biochemie der Signalverarbeitung im Nervensystem. Dabei ist aber zu bedenken, dass sich die Suche nach und Entwicklung von neuen Psychopharmaka in den seither vergangenen uber funf Jahrzehnten weitgehend an Konzepten und Testmodellen orientierte, in denen sich die verfugbaren Medikamente, d.h. die ursprunglichen Entdeckungen, bewahrt hatten. Damit blieb die Forschung in bestimmten Strategien gefangen. Fortschritt ist von klinischer Neugier in Kombination mit pharmakodynamischer Hypothesenbildung zu erhoffen. Bezuglich der klinischen Endpunkte hat man sich einem „Wertewandel“ hin zur „Patientenrelevanz“ und zur Kosten-Effektivitat zu stellen. Aus der Forderung nach „Patientenrelevanz“ kann ein Fortschrittshemmnis resultieren; deshalb bedarf es innovativer Kooperationen zwischen pharmazeutischer Forschung, klinischer Wissenschaft, Zulassungsbehorden und Kostentragern, die modellhaft mit der American Society for Experimental Neurotherapeutics (ASENT) und der German Society for Experimental Neurotherapeutics (GESENT) etabliert wurden. Inwieweit „personalized medicine“ mit gezielterem Einsatz verfugbarer Wirkstoffe neue Optimierungschancen eroffnet, bleibt zu evaluieren.
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