Screening von psychischen Störungen bei Patientinnen mit Brustkrebs

Hintergrund: Um psychische Belastungen fruhzeitig aufzudecken, wurde im Klinikum der Universitat Duisburg-Essen eine regelmasige konsiliarische psychosomatische Untersuchung der Brustkrebspatientinnen etabliert. Methode: Zwischen Juni 2004 und Oktober 2004 wurden alle Patientinnen mit der Diagnose Brustkrebs, insgesamt 47, untersucht. Die klinische Diagnostik wurde nach ICD-10 und den Kriterien des Pobado-Manuals (Psychoonkologische Basisdokumentation, Herschbach et al., 2004) durch eine Facharztin durchgefuhrt. Zusatzlich wurden anhand strukturierter Items Gesundheitsverhalten, Compliance sowie aktuelles und vergangenes Bewaltigungsverhalten erfasst. Als psychometrisches Instrument wurde HADS-D (Hospital Anxiety and Depression Scale, Hermann, Buss & Snaith, 1995) eingesetzt. Ergebnisse: Das durchschnittliche Alter lag bei 53,6 Jahren (SD=11,78), bei 39 Frauen (83%) lag eine Ersterkrankung, bei 8 Patientinnen (17%) ein Rezidiv bzw. Zweittumor vor. 14 Patientinnen (29,6%) erfullten mindestens eine psychiatrische Diagnose nach ICD-10. Es wurden bei 26 (55,3%) Patientinnen insgesamt 54 Indikationen gestellt, wobei 10 Frauen (21,2%) eine ambulante Therapie und bei 16 Frauen andere psychosoziale Masnahmen empfohlen wurden. Die mittleren HADS-Werte lagen fur die Angst-Skala bei M=8,07 (SD=4,72) und fur die Depressionsskala bei M=5,34 (SD=4,18), 11 Patientinnen (23,4%) erfullten die Kriterien klinischer Auffalligkeit hinsichtlich Angst bzw. 4 Patientinnen (9%) die Kriterien hinsichtlich Depression. 11 Patientinnen (23,4%), die nach ihrem HADS Score nicht auffallig waren, hatten in der klinischen Beurteilung eine behandlungsbedurftige Storung. Schlussfolgerung: Durch die Diagnostik von Angst und Depressivitat anhand der HADS-D konnen nicht alle psychischen Storungen erfasst werden. Beim Screening von psychischen Storungen bei Brustkrebspatientinnen erscheint eine klinische psychosomatische Untersuchung unersetzlich.