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Mahler. Leben und Welt

2010 
Gustav Mahler stammte aus kleinen, jedoch nicht elenden Verhaltnissen, wie es ein zahlebiges Klischee bis heute behaupten mochte. Mahler selbst ist daran nicht ganz unschuldig, denn in seinen wenigen Auserungen zu seiner Kindheit betont er das Armselige seiner Geburtsumstande, verdeckt aber eher den raschen Aufstieg seines Vaters Bernhard Mahler von einem fahrenden Schnapstandler zu einem angesehenen und rechtschaffen wohlhabenden Alkoholproduzenten, einem »Likorfabrikanten«, wie man das damals nannte. Das Dorf Kalischt (Kaliste), in dem Mahler geboren wurde, war (und ist heute noch) eine winzige Ansiedlung und liegt auf der Grenzscheide zwischen Bohmen und Mahren. Da die Familie etwa drei Monate nach der Geburt Mahlers nach Iglau zog, das rund 40 km entfernt von Kalischt liegt, wird man ihn als ein Kind der Stadt Iglau bezeichnen durfen. Die Familie Mahler war judischen Glaubens sowie deutscher Sprache, keineswegs das Jiddische benutzend — es ist ein weiteres Klischeebild vom osteuropaischen Schtetl-Judentum mit seiner Jiddisch sprechenden Bevolkerung, die unter Ghettoumstanden lebt, dem diese Familie wie die meisten anderen der Gegend und der Zeit keineswegs entspricht.
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