Offene Verletzungen und Frakturen – Notfallbehandlung und definitive Versorgung

2021 
Eine erfolgreiche Behandlung von offenen Verletzungen von Frakturen hangt von vielen Einflussfaktoren ab (Inflammation, Perfusion, Kompartmetsyndrom). Neben lokalen Besonderheiten der verletzten Korperregion spielen patientenbezogene Grunderkrankungen eine wesentliche Rolle (Stoffwechselerkrankungen, Arteriosklerose). Der therapeutische Erfolg wird haufig nur interdisziplinar erzielt. Die initiale Therapie findet idealerweise schon am Unfallort statt. Luxationsfrakturen mussen zwingend reponiert und geschient werden, offene Frakturen im Anschluss steril abgedeckt. Neben der Stabilisierung der Vitalfunktion muss eine vollumfangliche korperliche Untersuchung und Diagnostik mit Gefasdarstellung und Fotodokumentation im Schockraum stattfinden. Hier wird auch der Tetanusschutz eruiert und eine kalkulierte antimikrobielle Therapie eingeleitet. Offene Frakturen werden dann nach dem Damage Control Prinzip im OP exploriert, debrediert und transfixiert. Manifeste oder drohende Kompartmentsyndrome mussen gespalten werden, ggf. muss mithilfe der Gefaschirurgie eine Revaskularisation angestrebt werden. Sollte eine plastisch-chirurgische Expertise vor Ort sein, so ist diese so fruh wie moglich einzubinden. Haufig wird das Ausmas des sekundaren Gewebsschadens erst durch weitere Debridements und Gewinnung von Gewebeproben sichtbar. Der geeignete Zeitpunkt fur die definitive Osteosynthese hangt vom Gesamtzustand des Patienten ab. Diaphysare Frakturen werden in der Regel mit einem Verriegelungsmarknagel weichteilschonend operativ versorgt. Gelenk- oder metaphysare Frakturen werden hingegen durch winkelstabile Plattensysteme stabilisiert. Der vital bedrohte Patient oder Patienten mit einem ausgedehnten Weichteilschaden konnen von einem Ilizarov-Hybridfixateur profitieren. Limitierend fur jede Osteosynthese sind die Weichteilverhaltnisse. Sollte die temporare Weichteildeckung notwendig werden, so wird im eigenen Vorgehen zunachst ein Epigard gewahlt mit second look nach 24 Stunden und Wechsel auf einen Vakuumversiegelungssystem (V. A. C. Therapy). Mittels plastisch-chirurgischer Konsultation lasst sich schon fruhzeitig die optimale Deckung der posttraumatischen Defekte planen.
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