Die Kulturtheorie von Pierre Bourdieu – (ungeborgene) Potenziale zur Erklärung der Entstehung der Bildungsungleichheit

2011 
Die Publikationen und theoretischen Entwurfe von Pierre Bourdieu sind – wenn man sich einmal auf sie eingelassen hat – von groser Faszination. Zugleich lassen sie nicht selten einen unangenehmen Beigeschmack zuruck. Was ihnen an Erklarungs- und Aufschliesungskraft auf der einen Seite innewohnt, wird durch seine kulturkritischen und scheinbar reproduktiv erstarrten Befunde auf der anderen Seite eingeschrankt. Die Bezugnahmen auf Bourdieu spiegeln diese Ambivalenz. Das gilt auch fur die Bildungsforschung. Teilweise (und besonders zu Beginn der bundesdeutschen Bourdieu-Rezeption) sind die Bezugnahmen gepragt von einer fast euphorisch wirkenden Affirmation seiner Analysen und theoretischen Implikationen. Teilweise sind die Bezuge aber auch verkurzt oder wird sich von den kulturtheoretischen Thesen explizit abgegrenzt. Das ist selbstverstandlich legitim. Uberraschend ist daran nur, dass fur diese Zuruckweisung Bourdieu’scher Perspektiven oftmals kaum empirische Evidenz vorliegt und die Frage nach der Entstehung der Bildungsungleichheit, auf die ja ein komplex angelegtes Modell als Antwort von Bourdieu vorgeschlagen wird, auch aktuell nach wie vor offen und z. T. unbeantwortet bleibt (vgl. Baumert/Schumer 2001a; Becker 2007; Maaz/Baumert/Trautwein 2010).
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    0
    References
    0
    Citations
    NaN
    KQI
    []