Mechanotransduktion und Signaltransduktion über das Bindegewebe – Mechanismen zur Erklärung des therapeutischen Effekts der Akupunktur?

Zusammenfassung Hintergrund Die grundlegenden zellbiologischen und physiologischen Mechanismen der Akupunktur scheinen bisher nur schlecht verstanden zu sein, obwohl zahlreiche Erklarungsmodelle vorliegen. Diese reichen uber lokale Effekte, Stimulierung des vegetativen Nervensystems, Aktivierung des Endocannabinoidsystems und viele andere. Relativ wenig ist bekannt uber die sowohl durch Nadelstich als auch Gewebedehnung erfolgende Mechanotransduktion. Zielsetzung In diesem Review werden Ergebnisse von Arbeiten vorgestellt, die sich mit dem Effekt des Nadelstiches mit nachfolgender Nadelbewegung und der mechanischen Dehnung beschaftigten. Methode Der Widerstand der Nadel beim Herausziehen wurde bestimmt als Mas fur die Interaktion mit dem subkutanen Bindegewebe. Des Weiteren wurden die Veranderungen des Bindegewebes (besonders Kollagenfasern) sowie die Morphologie und das Zytoskelett der Bindegewebszellen (Fibrozyten) mittels konfokaler Mikroskopie und Immunhistochemie in Abhangigkeit der ausgefuhrten Nadelbewegungen untersucht. Ergebnisse Es wurde gezeigt, dass der Widerstand der Nadel beim Herausziehen abhangig ist vom Ort der Nadelung (Akupunkturpunkt oder benachbarter Punkt) und mit der Haufigkeit der ausgefuhrten Nadelbewegungen ansteigt. Nach Nadelstich und -rotation verdickte sich das Bindegewebe, die kollagenen Fasern umwickelten formlich die Nadel und die Gestalt sowie das Zytoskelett der Fibrozyten veranderten sich signifikant. Auserdem stehen Fibrozyten untereinander durch spezielle Zellkontakte in Verbindung, und durch Nadelstich werden in ihnen verschiedene Signaltransduktionskaskaden induziert. Schlussfolgerung Insgesamt zeigen die Arbeiten, dass der Nadelstich sowohl die extrazellulare Matrix als auch deren Produzenten, die Fibrozyten beeinflusst.