Zelluläre Pathophysiologie der pulmonalen Hypertonie

2002 
Die pulmonale Hypertonie umfasst eine Gruppe von Erkrankungen heterogener Atiologie, die mit einem Anstieg des hydrostatischen Druckes in der Lungenstrombahn einhergehen. Wahrend sich die sekundare pulmonale Hypertonie zumeist als direkte Folge eines akuten oder chronischen linksventrikularen Pumpversagens entwickelt, resultieren die primaren Formen haufig aus charakteristischen Gendefekten oder typischen Auslosemechanismen. Trotz ihrer unterschiedlichen Pathogenese weisen jedoch die verschiedenen Formen der pulmonalen Hypertonie ahnliche pathophysiologische Veranderungen und zellulare Reaktionsmuster in der pulmonalen Mikrozirkulation auf. Die Dysfunktion der pulmonalvaskularen Endothelzellen, die den hamodynamischen Veranderungen unmittelbar exponiert sind, ist die treibende Kraft des pathophysiologischen Geschehens. Die endotheliale Dysfunktion bewirkt durch eine verminderte Freisetzung vasodilatierender, anti-proliferativer Mediatoren bei gleichzeitig vermehrter Produktion vasokonstriktiver, proliferativer Substanzen nicht nur eine zunehmende pulmonale Vasokonstriktion, sondern unterstutzt auch die pathologischen Umbauprozesse in Gefasintima und -media. Daruber hinaus tragt das pulmonale Endothel durch die Rekrutierung von Thrombozyten und Leukozyten wesentlich zur Freisetzung zusatzlicher vasokonstriktiver, proliferativer Faktoren und zur Bildung charakteristischer Gefasthromben bei. Diese endothelial initiierten Pathomechanismen verstarken sich zudem wechselseitig, fuhren zu einem weiteren Anstieg des pulmonalen Stromungswiderstandes und fixieren schlieslich die pulmonale Hypertonie. Die pulmonale Hypertonie beschreibt folglich nicht nur eine Anderung der Lungenhamodynamik, sondern umfasst ein komplexes zellulares Geschehen, an dem parenchymatoses Lungengewebe und korpuskulare Blutbestandteile gleicherweise beteiligt sind. Bei der Entwicklung neuer Therapiekonzepte ist dieser multifaktorielle Charakter der Erkrankung zu berucksichtigen.
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