Modellvorhaben chance.natur - Endbericht der Begleitforschung

2017 
Beim Modellvorhaben chance.natur handelt es sich um einen gemeinsam vom BMUB und dem Bundesministerium fur Ernahrung und Landwirtschaft (BMEL) ausgeschriebenen Wettbewerb. Dieser baut auf dem Programm chance.natur (ehemals idee.natur) des Bundesministeriums fur Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMUB) auf. Das Modellvorhaben sieht vor, landliche Regionen erstmals gemeinsam mit Mitteln des BMUB zur Umsetzung von Naturschutzmasnahmen und Mitteln des BMEL fur Naturschutzmasnahmen flankierende Vorhaben der landlichen und regionalen Entwicklung zu fordern. Die Umsetzung der landlichen Entwicklung erfolgte 2009-2016. Die Umsetzung des Naturschutz erfolgt 2009-2020. Realisiert wird das Modellvorhaben chance.natur in folgenden vier Modellregionen, die sich in einem Regionalwettbewerb erfolgreich gegenuber 53 Konkurrenten behaupten konnten: „Nordvorpommersche Waldlandschaft“ in Mecklenburg-Vorpommern, „Hohe Schrecke“ in Thuringen, „Allgauer Moorallianz“ in Bayern sowie „Schwabisches Donautal“ in Bayern mit einzelnen an das Projektgebiet angrenzenden Regionen in Baden-Wurttemberg. Ziel des Modellvorhabens ist es zu erproben, wie sich durch Politikintegration uber Sektoren und Ressorts hinaus Naturschutzmasnahmen mit Regionalentwicklungsprojekten verknupfen lassen, sodass Win-Win-Effekte trotz Umsetzung eines grosflachigen Naturschutzes in den Regionen Wertschopfungspotenziale initiieren (vgl. Bocher 2013: 61). Das Interesse des BMEL an dem Modellvorhaben liegt vor allem in der modellhaften Erprobung der Inwertsetzung von Natur fur die in den betroffenen landlichen Regionen lebenden Menschen, um daraus Vorschlage fur die Weiterentwicklung der Politik fur landliche Raume abzuleiten (vgl. Bundesministerium fur Ernahrung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 2008). Mit der Begleitforschung zum Teil Regionalentwicklung des Modellvorhabens chance.natur wurde das Thunen-Institut fur Landliche Raume in Braunschweig beauftragt. Die Begleitforschung zeigt, dass es in allen Regionen, wie im Modellvorhaben gefordert, gelungen ist, das Vorhaben in die regionale Gesamtentwicklungsstrategie zu integrieren. Dadurch wurde die Entstehung voneinander unabhangiger Entwicklungsstrategiestrange vermieden. Dabei hat sich herausgestellt, dass ein Ansatz, wie er im Modellvorhaben erprobt wurde, die Regelforderung gut erganzen kann. Der Grund dafur ist, dass er einerseits die Anschaffung technischer Gerate zulasst, wie z. B. Maschinen zur umweltvertraglichen Streuebewirtschaftung oder Hangtraktoren zur Pflege von Streuobstflachen. Andererseits ermoglichte er die Realisierung von Verbundprojekten im Uberschneidungsbereich von Naturschutz und Regionalentwicklung. Trotz gemeinsamen Ansatzes folgte die Organisation und Abwicklung des Modellvorhabens jedoch nicht einem integrierten Ansatz, sondern den jeweiligen etablierten Forderlogiken des Naturschutzes bzw. der landlichen Entwicklung. Dies hat z. T. zu Abstimmungs- und Abgrenzungsproblemen sowie Uberschneidungen mit der Regelforderung gefuhrt. Aus diesem Grund ist aus Sicht der Begleitforschung fur die Zukunft die Vorgehensweise etablierte Forderlogiken auch auf experimentielle Ansatze zu ubertragen zu hinterfragen. Trotzdem zeigte sich, dass die Verbindung von Naturschutz mit Regionalentwicklung in allen Modellregionen uberwiegend positive Synergieeffekte ausgelost hat: allen voran Akzeptanzsteigerung fur Naturschutz, Schaffung neuer Anknupfungspunkte fur die Regionalentwicklung durch Fokussierung auf Naturschutz, Starkung und Forcierung der Zusammenarbeit von Akteuren aus Naturschutz, Regionalentwicklung, Tourismus etc. Dies deutet darauf hin, dass es, wie geplant, gelungen ist, Naturschutz und Regionalentwicklung so miteinander zu verknupfen, dass sich Win-Win-Effekte ergeben. Ausschlaggebend dafur war u. a., dass in allen Modellregionen auf der Projektebene die angestrebte Politikintegration von Naturschutz und landlicher Entwicklung gegluckt ist – obwohl diesbezuglich auf den ubergeordneten Ebenen Optimierungspotenziale identifiziert werden konnten. Die durch das Modellvorhaben ausgelosten soziookonomischen Effekte, das sind z. B. die Schaffung von Beschaftigungs-/Einkommensmoglichkeiten oder die Generierung von Wertschopfung, bewegen sich im Rahmen dessen, was auch bislang in der landlichen Entwicklungsforderung erreicht wird. Das bedeutet, in allen vier Modellregionen ist es in einem begrenzten Ausmas gelungen, regionsinterne Kreislaufe und Wertschopfungsketten zu verstarken, einen Grundstein fur weitere Entwicklung zu legen sowie Einkommens- und Beschaftigungseffekte zu induzieren. Aus Sicht der Begleitforschung lasst sich somit als abschliesendes Fazit festhalten, dass der im Modellvorhaben chance.natur erprobte Ansatz eine Erfolg versprechende Entwicklungsstrategie mit Optimierungspotenzial darstellt. Dieser sollte auch zukunftig unter Berucksichtigung der Erkenntnisse aus der Begleitforschung verfolgt werden.
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