Psychische Belastung in Kleinst- und Kleinbetrieben. Eine Interviewstudie mit Unternehmensleitungen der Verkehrswirtschaft

Es fehlen bislang explizite wissenschaftliche Erkenntnisse zu psychischer Belastung in Kleinst- und Kleinbetrieben (mit weniger als 50 Beschaftigten) und damit auch fundierte und zielgruppengerechte Handlungshilfen zur Unterstutzung bei der Ermittlung, Analyse und Bewertung von psychischen Belastungsfaktoren im Rahmen der Gefahrdungsanalyse. Fur diese Interviewstudie wurden n = 29 Geschaftsleitungen von Kleinst- und Kleinbetrieben aus der Verkehrswirtschaft zu der psychischen Belastung und Praventionsmasnahmen in ihren Unternehmen befragt. Die inhaltsanalytische Auswertung ergab spezifische Ressourcen in kleinen Betrieben wie Handlungsspielraum, Abwechslungsreichtum und soziale Unterstutzung. Zudem sind insbesondere die Flexibilitatsanforderungen an die Beschaftigten hoch. Auch wenn sich die Verantwortlichen nicht systematisch mit der Belastungssituation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auseinandersetzen, berichten die Befragten von Masnahmen zur Reduzierung der psychischen Belastung. Sinnvolle Handlungsempfehlungen und Verfahren zur Ermittlung der psychischen Belastung fur kleine Betriebe sollten ausgehend von der kleinbetrieblichen Realitat konzipiert werden. Betriebliche Akteure benotigen hier spezifische Angebote auch fur eine handhabbare Dokumentation der intuitiven Praventionsmasnahmen. Praktische Relevanz: Durch die ubersichtliche Beschaftigtenanzahl in kleinen Betrieben enthalten die Tatigkeiten wichtige Ressourcen. Insbesondere Handlungsspielraum und eine gute Beziehung der Beschaftigten zur Geschaftsleitung konnen negative Auswirkungen von unvermeidbaren psychischen Belastungsfaktoren abfedern. Der einzelne Beschaftigte steht im kleinen Betrieb automatisch starker im Fokus, und dadurch kummert sich die Geschaftsfuhrung auch um die psychischen Belastungsfaktoren. Was lediglich oft fehlt, ist die Ubersetzung von diesem intuitiven Handeln in die Schemata einer Gefahrdungsanalyse und abgeleiteten Praventionsmasnahmen. Unternehmerinnen und Unternehmer kleiner Betriebe sollten erkennen, dass sie in vielen Fallen vorbildlich handeln, um die psychische Gesundheit ihrer Angestellten zu erhalten.