Die Digitale Litfaßsäule als interaktives Werbemedium

2009 
Digitale Displays haben sich als dynamisches und interaktives Medium in der Ausenwerbung etabliert. Einige klassische Werbetrager wie die Litfassaule haben sich jedoch aufgrund der komplexen technischen Anforderungen bisher noch nicht als digitales Displayformat durchgesetzt. Dabei stellen die digitalen Entsprechungen eigene Formate dar, mit neuartigen Moglichkeiten der Darstellung und Interaktion. Diese Arbeit beschreibt die interaktiven Moglichkeiten einer Digitalen Litfasssaule als Werbemedium und ihre technische Realisierung. 1 Zylindrische Werbedisplays Als vor uber 150 Jahren die Litfassaule als neuer Werbetrager eingefuhrt wurde, stand zunachst die raumliche Ordnung des bisher wilden Plakatanschlags im Vordergrund. Die Bedeutung der Litfassaule zeigte sich jedoch schnell in der hohen Wahrnehmung der hochgestreckten Monumente sowie in den vielfaltigen Gestaltungsmoglichkeiten der zylindrischen Form. Heute gibt es in der Ausenwerbung den Trend, digitale Displays zu verwenden. Dies ermoglicht den Einsatz von Bewegtbild und Interaktion in der Werbung. Dabei stehen fur die Werbeunternehmen zeitbasierte Steuerung sowie Aktivierungsund Motivationsmoglichkeiten der Passanten durch dynamische und interaktive Werbemittel im Vordergrund. Bisher haben sich aus technischen Grunden jedoch nur plane, rechteckige Displayformate durchgesetzt, obwohl sie in der Ausenwerbung nur eingeschrankte Einsatzmoglichkeiten bieten. Bisher gibt es nur sehr wenige Konzepte fur die Realisierung von Digitalen Litfassaulen. Die am weitesten verbreiteten zylindrischen Displays benutzen rotierende LEDs [Dynascan][Kinoton]. Die Kontrollschleife des mechanischen und elektrischen Antriebssystems – welches fur die Rotation der LEDs sorgt – muss gut abgestimmt sein, um ein helles, klares und flackerfreies Bild zu erzeugen. Gebogene LED-Displays werden zudem bereits fur zylindrische Grosdisplays verwendet, jedoch ist mit ihnen keine Litfasssaule im Fusgangerbereich zu realisieren. Das von Fraunhofer FIRST entwickelte zylindrische VR Object Display [EVA06] eignet sich durch die hohe Auflosung, den statischen mechanischen Aufbau des Systems und die Unterstutzung vielfaltiger Darstellungsmodi fur eine Nutzung als digitale Litfassaule. Im Zusammenspiel der Saulenform mit einer impliziten Interaktionsschnittstelle bieten sich zudem zahlreiche Moglichkeiten fur neuartige interaktive Werbekonzepte [Abb. 1]. Abbildung 1: Interaktive Litfassaule von Fraunhofer FIRST 2 Interaktion mit der Digitalen Litfassaule Die Digitale Litfassaule als neuartiges Werbemedium fasziniert allein schon durch die ungewohnte und eindrucksvolle Erscheinung. Um jedoch mit dem neuen Medium effektiv werben zu konnen, sind die raumlichen und situativen Rahmenbedingungen sowie die Gestaltungsmoglichkeiten einer digitalen Saule zu berucksichtigen. Die Digitale Litfassaule lasst sich vor allem dort vorteilhaft einsetzen, wo das rechteckige Format nicht angebracht ist, weil es sich nicht in den Raum integrieren lasst oder Einschrankungen fur Wahrnehmung und Bewegung mit sich bringt. Die Ergebnisse einer Untersuchung [UDK08] zeigen, dass die Digitale Litfassaule ein eigenes Werbeformat darstellt, mit eigenen Anforderungen, Gestaltungsmoglichkeiten und Qualitaten. Vom planen digitalen Screen unterscheidet sie sich darin, dass sie nicht der Fenstermetapher entspricht und aufgrund Ihrer gekrummten Form auch keine Immersion zulasst: Ihr Potential liegt stattdessen in der zylindrischen Form und bei interaktiven Anwendungen in dem groseren Bewegungsfreiraum. Von der klassischen Litfassaule unterscheidet sie sich einerseits durch das bewegte Bild. Das unterschiedliche Nutzungspotential ergibt sich jedoch erst in Verbindung mit Interaktion: Wahrend die klassische Plakatsaule in eine unbekannte Richtung wirkt, ergeben sich mit der Kenntnis der genauen Position des Betrachters ganz neue Moglichkeiten, die Rundform zu nutzen und neue Werbeformen zu entwickeln. Um Informationen uber Position und Bewegung der Betrachter zu erhalten, wurde die Digitale Litfassaule von Fraunhofer FIRST um eine optische Sensorschnittstelle erweitert und entsprechende interaktive Werbeszenarien entwickelt. Dabei hat sich aufgrund der vielfaltigen Betrachtersituationen um die Saule herum Bewegungstracking als die effektivste Anwendung erwiesen. Fur diese interaktive Litfassaule wurden 5 Werbeformate konzipiert und beispielhaft umgesetzt: 1. Werbemittel, die mit der Betrachterposition spielen und Dinge frontal prasentieren oder hinter der Saule verbergen, 2. Inhalte, welche durch Geschichten um die Saule herum die Betrachter animieren die Saule zu umrunden, 3. Anwendungen, die sich die Freiheitsgrade um ein Saulendisplay zunutze machen und mit der Bewegung der Betrachter spielen, 4. Reaktive Saulen, welche Aktivitat und Nutzerstrome in dem die Saule umgebenden Stadtraum sichtbar machen und 5. Interaktive Multiplayer-Games um die Saule. 3 Entwickelter Prototyp
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