ROAD-PRICING IN DER PRAXIS. EIN KONKRETES PREISKONZEPT FUER DEUTSCHLAND

1998 
Externe Kosten bilden das zentrale Problem des motorisierten Strassenverkehrs. So werden Einschraenkungen der Umwelt- und Lebensqualitaet vor allem durch Abgas- und Laermemissionen, Trennwirkungen und Unfaelle verursacht, Zeitverluste koennen auf Kapazitaetsengpaesse zurueckgefuehrt werden. Die Folge sind Effizienzverluste im Verkehrssektor und Wohlstandseinbussen fuer die Gesellschaft. Diese Situation verbessert sich, wenn es gelingt, externe Kosten durch Fahreinschraenkungen zu vermeiden oder sie - als marktkonformerer und deutlich effizierterer Weg - zum Bestandteil des Entscheidungsprozesses des einzelnen Autofahrers zu machen. Eine solche Internalisierung der externen Kosten wird durch den Einsatz preispolitischer Instrumente moeglich. In der vorliegenden Arbeit kann gezeigt werden, dass sich die externen Kosten auf einige wenige Einflussgroessen zurueckfuehren lassen, die unmittelbar von der individuellen Nachfrage abhaengen. Hierzu gehoeren die Fahrleistung, die Kapazitaetsauslastung der Infrastruktur, Ort und Zeitpunkt der Verkehrsnachfrage, die Fahrzeugeigenschaften sowie das Fahrverhalten. Eine verursachergerechte Preishebung durch Road-pricing ist moeglich, wenn sich der Preis nach diesen Parametern differenzieren laesst. Um oeffentlich akzeptiert zu werden, reicht das Optimal-Kriterium der oekonomischen Theorie aber nicht. Vielmehr muss ein solches Preiskonzept zusaetzliche, an den praktischen Erfordernissen orientierte Erfolgsbedingungen beruecksichtigen. Dehalb wird das hier vorgelegte Preiskonzept unter den Praemissen Praxistauglichkeit und Durchsetzbarkeit entwickelt. Akzeptanzbestimmenden Gestaltungskriterien wird hoechste Prioritaet eingeraeumt, um unter diesen Rahmenbedingungen eine maximale Verursachergerechtigkeit der Preisbelastung zu erreichen. Innerhalb des Preiskonzeptes werden die genannten Kosteneinflussgroessen durch drei verschiedene Preis-Parameter beruecksichtigt: Zahlstellen-Netz, Routenpreis und Fahrzeug-Multiplikator. Mit Hilfe des Zahlstellen-Netzes wird die Fahrleistung in die Preisgestaltung einbezogen. Der Verkehrsteilnehmer wird fuer die Einfahrt in ein strecken- oder kordonartiges Preisgebiet mit einem gebietsbezogenen Preis belastet, der sich aus einem Routen-Preis und dem fahrzeugabhaengigen Fahrzeug-Multiplikator zusammensetzt. Der Routen-Preis wird auf der Grundlage des Standard-Preis-Verfahrens individuell fuer jedes Preisgebiet festgelegt. Dazu werden fuer die verschiedenen Kategorien externer Kosten Belastungsgrenzen definiert, wodurch eine Preisdifferenzierung sowohl im Hinblick auf die Kapazitaetsauslastung als auch auf Ort und Zeitpunkt der Verkehrsnachfrage erfolgen kann. Schliesslich werden die individuellen Fahrzeugeigenschaften beruecksichtigt, indem der Routen-Preis durch den Fahrzeug-Multiplikator korrigiert wird. Dieses Preiskonzept verspricht eine nutzungsorientierte Preisbelastung. Zugleich erweist es sich aus der Sicht des Verkehrsteilnehmers als ausgesprochen einfach, transparent und benutzerfreundlich. Die notwendigen fahrzeug- und infrastrukturseitigen Systemkomponenten fuer eine praktische Umsetzung sind bereits am Markt vorhanden. Auch hier werden konkrete Empfehlungen ausgesprochen. Schliesslich werden die Auswirkungen der Preiserhebung diskutiert sowie Gewinner und Verlierer identifiziert. In gesamtwirtschaftlicher Sicht werden erhebliche Kostenersparnisse erkennbar. (A) Zugleich Dissertation am Fachbereich 10 - Verkehrswesen und Angewandte Mechanik - der Technischen Universitaet Berlin zur Erlangung des akademisches Grades eines Doktor der Ingenieurwissenschaften.
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