Die systematische Stellung der Anthropologie im Denken von Walter Hollitscher, Helmuth Plessner und Hans Heinz Holz - Wegmarken ontologischer Verortungen des Mensch-Welt-Verhältnisses auf materialistischer Grundlage

2015 
Der vorliegenden Dissertation geht es um die Klarung der Frage, inwieweit Aspekte im Werk von Walter Hollitscher (1911-1986), Helmuth Plessner (1892-1985) und Hans Heinz Holz (1927-2011) genuine Beitrage zur (Weiter-)Entwicklung einer materialistischen Anthropologie – als spezifische Ausformung einer philosophischen Anthropologie, die wiederum von sich als nicht-philosophisch verstehenden Anthropologie-Konzepten abzugrenzen ist – darstellen. Ist die generelle Programmatik einer materialistischen Anthropologie darauf gerichtet, Schelers Bestimmung des Menschen als animal metaphysicum zu uberwinden, ohne seine (im Heideggerschen Sprachgebrauch) fundamentalontologischen Uberlegungen ganzlich zu verwerfen, so wird als gemeinsamer Leitfaden bei der Lekture der genannten Autoren immer die Diskussion dessen im Fokus stehen, welchen spezifischen Begriff einer materialistischen Anthropologie sie in ihren Werken verfolgen und wie zentrale Problembereiche der anthropologischen Forschung (Leib-Seele- bzw. Sein-Bewusstsein-Problem, Mensch-Natur-Problem, Evolution-Ontogenese-Soziogenese, Sprache, Intentionalitat-Sinn-Bedurfnis-Problematik, Emotion-Gefuhl etc.) von ihnen behandelt werden. Die materialistische Naturphilosophie als Grundlage einer sachgemasen Anthropologie bedeutet fur Hollitscher nun ebenso wenig wie fur Hans Heinz Holz einen empirisch-naturwissenschaftlichen Determinismus, sondern nur die Bedingung der Moglichkeit, warum etwas uberhaupt ist und nicht vielmehr nicht (ist). Helmuth Plessners Verortung einer philosophischen Anthropologie, die den cartesianischen Dualismus uberwinden und hierzu den „Doppelaspekt“ menschlichen Daseins (Leiblichkeit und Bewusstsein uber diese Leiblichkeit) aus einer einheitlichen Grundposition begreifen will, macht bereits den Schritt hin zu einer materialistischen Position, indem sie die apriorischen Wesensgesetzmasigkeiten Kants im „Leben“ selbst sucht. Menschliche Existenz bzw. menschliches Existieren soll damit aus einer ontologischen Stellung begriffen werden, die eine Beschreibung abseits der Dichotomie von Realismus/Naturalismus auf der einen und Idealismus auf der anderen Seite erlaubt. Holz knupft hier inhaltlich an Hollitscher und Plessner an und erweitert den Begriff einer materialistischen Anthropologie um die Notwendigkeit einer dialektisch-ontologischen Fundierung. Damit wird gleichzeitig ein gedanklicher Endpunkt markiert, den die Dissertation in der Folge weiterfuhrt und auf die Frage zuspitzt: Lassen sich die von Holz in Ruckgriff auf Hollitscher und v.a. Plessner gezogenen Schlusse hinsichtlich der Weiterentwicklung seiner (Holz‘) Konzeption einer materialistischen Anthropologie als Bereich dialektischer Philosophie im Allgemeinen aufrecht erhalten? Gleichzeitig wird im Rahmen der Dissertation versucht, Aspekte einer spezifischen und originaren Weiterentwicklung Marxscher Positionen bei Hollitscher und Holz unter direkter oder indirekter Bezugnahme auf Plessner herauszuarbeiten und eine Neuverortung der Rolle der Anthropologie in ihrer Funktion als Grundlagenwissenschaft innerhalb des Spektrums materialistisch orientierter Wissenschaftstraditionen zu unternehmen.
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