Aktuelle Probleme der Energiewirtschaft und Energiepolitik in Zentralasien
2006
Obwohl das kirgisische Wasserenergieprogramm nicht so anspruchsvoll ist wie jenes von Tadschikistan, beinhaltet es eine enorme Belastung der Wasserressourcen im Syrdarja-Becken. Dessen Abfluss wird bereits zu fast 70% durch Stauseen reguliert. Die neuen Projekte in Kirgistan (wie auch in Kasachstan und Usbekistan) wurden eine nahezu 100%-ige Regulierung des Syrdarja-Abflusses zur Folge haben. Auch wenn das Abflussregime besser den Anforderungen des Bewasserungsfeldbaus und der Energetik angepasst werden sollte, wird das Konfliktpotenzial dadurch nicht reduziert. Die Moglichkeit Kirgistans, noch mehr Druck zu erzeugen, wird die Landerkooperation im Syrdarja-Becken gefahrden. Wie im Amudarja- Becken wird auch hier die Forderung nach mehr Kooperation und Koordination starker. Es sollen neue Mechanismen der Zusammenarbeit und multilateralen Beteiligung bei der Erschliesung des hydroenergetischen Potenzials Kirgistans und Tadschikistans gefunden werden. Auf der anderen Seite soll den beiden Landern ein fairer Anteil am Profit ihrer wichtigsten Naturressource, dem Wasser (durch Weiterentwicklung des Kompensationsmechanismus, Einfuhrung eines Wasserpreises, u.a.) gesichert werden.Auch im Syrdarja-Becken zeigt Russland politische und wirtschaftliche Prasenz. Bis jetzt bewerten die Lander der Region die Rolle Russlands eher positiv. Durch Offnung seiner Energiemarkte, die Einbeziehung in den zentralasiatischen Kompensationsmechanismus und die Bereitstellung von Investitionen wurden die Voraussetzungen fur die Entwicklung der kirgisischen Energetik verbessert. Allerdings sind andere Grosmachte, v.a. die VR China, an seiner Erschliesung ebenso interessiert. Fur die Zusammenarbeit mit China, Iran und Pakistan spricht folgende Uberlegung. Trotz aller Vorteile, die die energetische Kooperation mit Russland mit sich bringt, wollen sich die neuen unabhangigen Staaten der Region nicht zu stark an Russland binden. Daruber hinaus hilft die Konkurrenz (durch die Prasenz anderer Staaten) auf dem zentralasiatischen Energiemarkt bessere Kooperationsbedingungen zu erreichen. Das Beispiel fur eine solche Distanzierung von Russland ist Turkmenistan. Aufgrund ungunstiger Bedingungen hat sich Turkmenistan nicht der energetischen Kooperation im Rahmen der GUS und EWU angeschlossen. Dafur arbeitet die Republik eng mit US-amerikanischen Energiekonzernen zusammen und fuhrt eine eigene Exportpolitik7 durch, indem es seinen Strom bereits seit einigen Jahren nach Iran, Turkei und jetzt auch nach Afghanistan verkauft. Es ist nicht auszuschliesen, dass Zentralasien zu einer Arena eines Konkurrenzkampfes rivalisierender Lander um die Nutzung knapper Naturressourcen wird.
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