Zur Behandlung der akuten Pankreatitis mit Glucagon. Bericht über eine Doppelblindstudie

1976 
Glucagon als mogliches Therapeutikum bei akuter Pankreatitis ist seit einigen Jahren im Gesprach [1]. Es soll hier uber die Ergebnisse einer Doppelblindstudie berichtet werden, die in der Medizinischen und in der Chirurgischen Klinik der Universitat Marburg im Dezember 1973 begonnen und im Januar 1976 vorlaufig beendet wurde. Patienten wurden in die Studie aufgenommen, wenn sie die folgenden Kriterien erfullten: 1. Typische klinische Symptomatik (hierbei stutzten wir uns vorwiegend auf die typische abdominelle Schmerzsymptomatik) und 2. eindeutig erhohte Werte der Amylase in Serum und Urin. Alle Patienten wurden nach einem einheitlichen Therapieschema behandelt. Dieses umfaste: 1. Nulldiat, 2. Dauerdrainage durch eine Magensonde, 3. ausgewahlte Analgetika nach Bedarf, 4. ausgewahlte Antibiotika bei Bedarf, 5. intravenose Substitution von Wasser, Elektrolyten usw., 6. zweimal taglich eine Injektion von 5 mg Protamin-Zink-Glucagon (Novo) bzw. Placebo. Die Verlaufskontrollen schlossen ein: 1. Tagliche klinische Untersuchung des Patienten mit detaillierter Protokollierung des Befundes, 2. tagliche Bestimmung der Amylaseaktivitat in Serum und 24-Stunden-Sammelurin, 3. jeden zweiten Tag die Bestimmung des Blutzuckers, des Serum-Calciums, der alkalischen Phosphatase i. S., des Bilirubins i. S. und der einfachen hamatologischen Parameter. Insgesamt wurden 69 Patienten in die Studie aufgenommen. Bei 10 dieser Patienten wurde eine „kurzfristige Therapie“ durchgefuhrt, d. h. die Behandlung mit Glucagon oder Placebo wurde nach maximal 48 Stunden abgebrochen — in einem Fall, weil der Patient nach 36 Stunden verstarb, bei den restlichen 9 Patienten, weil man sich wegen fulminanter abdomineller Symptome zur Laparotomie entschlos. Bei den ubrigen 59 Patienten (Glucagongruppe: 29 Patienten, Placebogruppe: 30 Patienten) erfolgte eine „langfristige Therapie“, d. h. die Behandlung wurde erst nach Normalisierung der klinischen und der Laborbefunde abgebrochen (ausgenommen einige Falle mit sehr langanhaltender Symptomatologie). Hinsichtlich der Verteilung von Alter und Geschlecht, hinsichtlich der Atiologie der Pankreatitis und hinsichtlich der Schwere des Krankheitsbildes bei Kliniksaufnahme konnten wir keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen feststellen. Die Zuordnung zur Glucagon- oder Placebogruppe erfolgte nach einem Schlussel, den wir vor Beginn der Studie mit Hilfe der tabellierten Zufallszahlen erstellt hatten. Bis zum Abschlus der Studie wurde streng im Sinne eines Doppelblindverfahrens gearbeitet und der Schlussel wurde erst gebrochen, nachdem die fur die Auswertung relevanten Daten fur jeden einzelnen Patienten ausgewertet und fixiert waren.
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