Psychotherapeutische Behandlungskonzepte und Erfahrungen mit suizidalen Älteren

1992 
Immer wieder wird das Recht des alten Menschen auf eine nicht pathologisierte Selbsttotung eingefordert (siehe Munnichs in diesem Band). Es wird von Bilanzsuizid gesprochen und davon, das diejenigen, die Therapie anbieten, sich legitimieren mussen. Es wird die Frage gestellt, ob es nicht eine Anmasung ist, wenn Jungere den Alterssuizid verhindern wollen. Auch im Deutschen Arzteblatt wurde 1990 diskutiert, ob man suizidalen alten Menschen uberhaupt helfen sollte und dabei die sehr ernstzunehmende Frage gestellt: „Bei wievielen, die nach einem Suizidversuch,gerettet‘ werden, konnen die inneren und auseren Umstande wirklich verandert werden, das der Betroffene lebenswillig wird?“ (BMJFFG 1988). Ich mochte die Moglichkeit und das Recht auf einen selbstgewahlten Tod nicht in Frage stellen. Es geht nicht um Verhinderung des Suizids um jeden Preis. Meine Erfahrungen, die bestimmt sind durch die Begrenzung meines medizinischen, psychiatrischen und psychoanalytischen Arbeitsfeldes, haben mich aber ausnahmslos mit Menschen in Kontakt gebracht, die eben nicht frei gewahlt haben, sondern in groser innerer und/oder auserer Not, verbunden mit dem Erlebnis einer tiefen Krankung lebten und keinen anderen Ausweg wusten. Herr Pohlmeier hat mundlich mitgeteilt, das auch Jean Amery, der prominenteste Verfechter eines frei gewahlten Todes, lebenslang gekennzeichnet durch seinen KZ-Aufenthalt, sich nach einer aktuellen Krankung suizidierte.
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