Forschungsdatenmanagement an der Universität Jena: Interviews zum Stand und Bedarf bei Verbundprojekten

2017 
Die Friedrich-Schiller-Universitat Jena (FSU) ist die groste Hochschule in Thuringen. Sie ist bestrebt, ihre Angehorigen mit geeigneten Angeboten zum Forschungsdatenmanagement (FDM) entlang des gesamten Datenlebenszyklus zu unterstutzen und damit eine Vorbildfunktion im Bundesland zu ubernehmen. In den letzten Jahren hat die FSU begonnen, dafur die organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen. Ziel ist nun die Erhohung von Effektivitat und Effizienz des FDM. Dafur wurden in einem ersten Schritt 10 Verbundprojekte in teilstrukturierten Interviews zu Ihrem Stand im FDM befragt. Dabei wurde darauf geachtet, dass ein breites Spektrum an Disziplinen, Laufzeitabschnitten und FDM-Vorerfahrung abgedeckt wurde. Es sollte eruiert werden, welche Strukturen im FDM bereits vorhanden sind und an welcher Stelle die FSU Unterstutzung leisten kann, welche Dienste lokal und fachspezifisch sein sollten und wo eine Zentralisierung und Generalisierung sinnvoll ist. Es wurden sowohl die technische Infrastruktur als auch Angebote fur Beratung und Schulungen betrachtet. Die Datenquellen in den befragten Projekten sind vielfaltig. Das geschatzte Datenaufkommen zeigt ein breites Spektrum (Megabyte- bis Petabyte-Bereich) ebenso wie die verwendeten Datenformate (allgemeine Standards bis herstellerspezifisch oder eigene). Im Allgemeinen ist FDM als Thema prasent und in den meisten Projekten gibt es eine Data Policy oder ein Aquivalent. Auch in der Graduiertenausbildung ist das Thema angekommen. Die Bedeutung von Qualitatssicherung und guten Metadaten ist erkannt. Insbesondere die „10-Jahres Regel“ zur Datenarchivierung aus den DFG Empfehlungen zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (1998, 2013) wurden regelmasig genannt. Die 2015 von der DFG und 2017 von der Universitat Jena herausgegebenen Leitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten und Masnahmen fur die darin geforderte Nachnutzbarkeit von Forschungsdaten sind dagegen noch nicht ausreichend verankert. Hier besteht ein gewisser Aufklarungsbedarf, um diese Leitlinien in der Praxis hinreichend zu etablieren. Verbundprojekte, insbesondere mit Beteiligung auseruniversitarer Forschungseinrichtungen, decken den Bedarf an IT-Infrastruktur mehrheitlich aus den gut ausgestatteten Ressourcen der einzelnen Partner. Nur wenige Verbundprojekte implementieren zentrale projektspezifische Dateninfrastrukturen fur die Projektlaufzeit. Von besonders grosem Interesse ist das Thema Langzeitspeicherung. Auf diesem Gebiet konnten offensichtlich vielfaltige Fragen der (praktischen) Umsetzbarkeit noch nicht abschliesend geklart werden. Zu beobachten war allerdings, dass durch die sogenannten INF-Projekte tendenziell die Arbeitsablaufe, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen eines verantwortungsvollen Umgangs mit Forschungsdaten strukturierter gebundelt werden konnten. Weiterhin besteht ein erhohter Bedarf an praxisorientierten, „guten“ Best Practice Beispielen sowie in individueller, technischer und rechtlicher Beratung zum FDM. Gefordert wurde hierbei, dass der Aufwand durch ein umfangliches FDM stets in einem vertretbaren Verhaltnis zu dessen Mehrwert liegen sollte. Hier spielte insbesondere die Verstetigung der Angebote fur ein verantwortungsvolles FDM durch spezialisiertes und langfristig verfugbares Personal eine wesentliche Rolle.
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