실험과 허구 : 리히텐베르크의 글쓰기를 통해 본 문학과 과학의 교차

2015 
Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) gilt allgemein als Begrunder des modernen deutschen Aphorismus. Nur wenige wissen heute noch, dass er zu Lebzeiten der erste Professor fur Experimentalphysik in Deutschland war. Wahrend seine sogenannten Sudelbucher, die erst im Nachlass entdeckt und posthum veroffentlicht wurden, heute als sein Hauptwerk betrachtet werden, waren paradoxerweise seine naturwissenschaftlichen Arbeiten lange Zeit in Vergessenheit geraten. Doch mit der zunehmenden Forderung, das Verhaltnis von Literatur und Wissenschaft jenseits einer Trennung der ‚zwei Kulturen‘ als eine gemeinsame Wissensgeschichte zu begreifen und die vielfaltigen Verschrankungen und Uberschneidungen zwischen den Wissenkulturen zu rekonstruieren, kam es auch zu einer Wiederentdeckung Lichtenbergs als Experimentalphysiker sowohl in der Wissenschafts- als auch in der Literaturgeschichte. Nicht nur seine umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten, die in den letzten zehn Jahren in einer Gesamtausgabe erschienen sind, bieten einen umfassenden Einblick in die Wissensordnung des ausgehenden 18. Jahrhunderts, in der sich die Ausdifferenzierung der Wissenschaften noch am Anfang befand. Auch die Sudelbucher, die bislang recht einseitig als Aphorismen rezipiert wurden, eroffnen aus heutiger Sicht im Zusammenhang mit der Frage nach dem Verhaltnis von Wissen und Nicht-Wissen, Experiment und Fiktion heuristisch uberaus weitreichende Perspektiven. Mehr als dreisig Jahre lang begleitete Lichtenberg seine wissenschaftlichen und publizistischen Arbeiten mit Notizbucheintragungen in den Sudelbuchern, die sich weder thematisch noch gattungstheoretisch auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen. Am ehesten konnte man Lichtenbergs Schreiben, das sich in einer Verschrankung von dichterischer Einbildungskraft und Wissenschaft zwischen den Disziplinen und narrativen Formen bewegt, ein Gedankenexperiment nennen. Dieses wird geleitet von einer Einstellung zu den Dingen, die „an jeder Sache etwas zu sehen such[t], was noch niemand gesehen und woran noch niemand gedacht hat.“ „Man mus mit Gedanken experimentieren“, heist es entsprechend in einer Sudelbuch-Eintragung. In der vorliegenden Arbeit soll nachgegangen werden, auf welche Weise Lichtenberg in der Lehre und Forschung sowie in seinen Sudelbuch-Eintragen die Moglichkeiten neuen Wissens und die verschiedenen Formen des Nicht-Wissens erkundet.
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