Nichtoperative und operative Behandlung der osteoporotischen Wirbelkörperfraktur

2019 
Prospektive klinische Kohortenstudie (Datensammlung), Expertenmeinung (Erstellung von Empfehlungen) Behandlungsstrategien fur die nicht-operative und operative Therapie osteoporotischer Wirbelkorperfrakturen gehen haufig weit auseinander. Auf Grundlage der existierenden Literatur, dem Wissen von Experten und deren Klassifikation osteoporotischer Wirbelkorperfrakturen (OF-Klassifikation) hat die Sektion Wirbelsaule der Deutschen Gesellschaft fur Orthopadie und Unfallchirurgie nun allgemeine Behandlungsempfehlungen herausgegeben. Insgesamt wurden 707 klinische Falle aus 16 Krankenhausern ausgewertet. Ein auf der OF-Klassifikation basierender Score wurde entwickelt, der die Therapiefestlegung nicht-operativ versus operativ erleichtert. Fur jeden Klassifikationstyp werden differenzierte Behandlungsempfehlungen gegeben. Diagnostische Anforderungen werden definiert, um die Reproduzierbarkeit der Empfehlungen zu gewahrleisten: Konventionelle Rontgenbilder einschlieslich entsprechender Nachuntersuchungen (wann immer moglich in stehender Position), Kernspintomographie und Computertomographie. Die OF-Klassifikation ermoglicht grundsatzlich eine Hoherstufung der initial festgelegten Frakturschwere im Fall von Veranderungen im Rahmen der radiologischen Kontrolluntersuchungen. In den Score geht der jeweils aktuelle Klassifikationstyp ein. Ein Score mit weniger als 6 Punkten empfiehlt ein nicht-operatives Vorgehen. Werden mehr als 6 Punkte erzielt, wird ein operatives Therapieregime empfohlen. Oberstes Behandlungsziel ist die schnelle und schmerzfreie Mobilisierung. Aufgrund der in dieser Altersgruppe zu erwartenden Komorbiditaten wird minimalinvasiven Verfahren der Vorzug gegeben. Als allgemeiner Behandlungsgrundsatz gilt, dass Stabilitat wichtiger ist als der Erhalt von Bewegungssegmenten. Es ist erforderlich, die physiologische Belastbarkeit der Wirbelsaule wiederherzustellen. Wenn vor dem Frakturereignis eine kompensierte Dysbalance vorlag, genugt die Wiederherstellung des individuellen Ausgangszustandes. Die gewahlte Instrumentierungstechnik muss die zu erwartende Minderung der Knochendichte berucksichtigen. Wir empfehlen daher die Verwendung von Zement-Augmentationstechniken oder den Einsatz spezieller Schraubendesigns mit erhohter Haltekraft. Fur besondere Situationen, wie Verletzungen mit neurologischem Defizit, Notwendigkeit einer Fusion, Vorliegen multipler Frakturen, Nachbarsegment- und Anschlussfrakturen sowie Frakturen bei ankylosierender Spondylitis, werden eigene Therapieempfehlungen gegeben. Die hier vorgestellten Behandlungsempfehlungen stellen eine verlassliche und reproduzierbare Basis dar, um sich zwischen den verfugbaren Therapiemoglichkeiten zu entscheiden. Unentschiedene klinische Situationen, bei denen keine klare Empfehlung fur ein entweder nicht-operatives oder operatives Vorgehen ausgesprochen werden, kommen bei einem OF-Score von 6 jedoch weiterhin vor. Daher konnen individualisierte Behandlungsentscheidungen nach wie vor notwendig sein. In einem nachsten Schritt werden die vorliegenden Behandlungsempfehlungen im Rahmen einer kontrollierten klinischen Multizenterstudie weiter evaluiert werden.
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