Bioforellen – Produktion und Produktqualität

2012 
Im Rahmen eines vom Bundesministerium fur Ernahrung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) finanzierten und von der Bundesanstalt fur Landwirtschaft (BLE) betreuten Projektes wurde der Einfluss von Futtermitteln auf die Fischproduktion und die Produktqualitat von okologischen Fischereierzeugnissen untersucht. Fur die Untersuchungen wurden Bachforellen (Salmo trutta fario L.) und Seesaiblinge (Salvelinus alpinus L.) unter den Produktionsbedingungen eines okologischen Anbauverbandes (Naturland) aufgezogen. Darunter fallen die Aufzucht in naturnahen Teichen und begrenzte Hochstbesatzdich-ten (bis 10 kg/m3), vor allem aber die Verwendung von zertifizierten Bio-Futtermitteln. Fur die Aufzucht der Salmoniden wurden biozertifizierte Produktpaletten von drei Futtermittelherstellern herangezogen und mit der konventionellen Produktlinie eines weiteren Herstellers verglichen. Es erfolgten regelmasige Kontrollen der Fischgesundheit und des Wachstumsverlaufs, und die Futtermengen wurden taglich dem Wachstum der Fische angepasst. Daruber hinaus wurden die wichtigs-ten Wasserparameter erfasst. Zum Abschluss der Aufzucht wurden die Wachstumsleistungen der Futterungsgruppen und die Produktqualitat einer reprasentativen Anzahl bestimmt. Die Aufzucht von Bachforellen zeigte eine grundsatzliche Eignung aller Futtermittel. Die Futterverwertung lag mit Futterquotienten von 1,0 bis 2,5 in einem annehmbaren bis nicht akzeptablen Bereich. Aufgrund der hoheren Preise fur zertifizierte Futtermittel ergab ein Vergleich der Futterkosten pro kg Zuwachs von 1,61 €/kg fur die konventionell gefutterten Bachforellen und durchschnittlich 2,30 €/kg bei den Biofuttermitteln (+ 43 %). Im Gegensatz zu den Bachforellen war die Produktion von Seesaiblingen durch ein abweichendes Fressverhalten, eine geringere Wachstumsleistung, hohere Krankheitsanfalligkeit und einen fruhzeitigen Beginn der Gonadenreifung gekennzeichnet. Dies war unabhangig von der Auswahl der Futtermittel und zeigt, dass die Produktion von Seesaiblingen unter den Voraussetzungen eines okologischen Anbauverbandes Risiken birgt. Dies wird besonders deutlich beim Kostenvergleich der Futtermittel: 3,10 €/kg Zuwachs ergaben sich bei dem konventionellem Futtermittel, wahrend die Futterung mit biozertifiziertem Futter im Durchschnitt 6,22 €/kg Zuwachs kostete (+ 101 %). Daruber hinaus scheinen Besatzdichten von < 10 kg/m3 nicht fur die Produktion von Seesaiblingen ge-eignet zu sein. Die Analyse der Produktqualitat zeigte, dass die eingesetzten Futtermittel zu keinem systematischen Unterschied bei den bestimmten chemischen, instrumentellen und sensorischen Parametern der Fische fuhrten. Die Fische wurden generell als sehr gut bewertet. Die Grundzusammensetzung des essbaren Anteils aller Bachforellen lag im handelsublichen Bereich. Bei den Seesaiblingen fehlen bisher vergleichbare Ergebnisse aus der Praxis. Die Analysen der Aminosauremuster und der Fettsaurezusammensetzung im Filet wiesen bei allen Gruppen einen hohen Gehalt von Taurin und den essentiellen Fettsauren der n-3- und n-6-Reihen nach und verdeutlichen damit die hohe Bedeutung von Fisch fur die menschliche Ernahrung. Es konnte nachgewiesen werden, dass fur die getesteten modernen Biofuttermittel sehr hochwertige Rohstoffe verwendet wurden, die mindestens eine gleichwertige Wachstumsleistung wie konventionelle Futtermittel garantieren. Auch die Analyse des verzehrbaren Anteils zeigte, dass moderne Biofuttermittel hohe Produktqualitaten liefern, die vergleichbar sind mit Fischen aus konventioneller Zucht. Allerdings sind die Preise der Biofuttermittel bedeutend hoher, so dass die Kosten pro kg Zuwachs 40-100 % hoher ausfallen. Schlussfolgernd ist die Produktion von Bachforellen nach Vorgaben von okologischen Anbauverbanden durchaus moglich, wahrend die Aufzucht von Seesaiblingen nur mit Einschrankungen wirtschaftlich moglich scheint.
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