Längere Öffnungszeiten in der Kinderbetreuung: Effizienzpotenziale nutzen, Leistungen verbessern!

2020 
Die Policy Note untersucht Strukturen des Kinderbetreuungswesens. Dabei weist das Kinderbetreuungsangebot, trotz seiner starken raumlichen Ausweitung in der Vergangenheit, auch Mangel auf. Dies betrifft insbesondere die Offnungszeiten, die in manchen Regionen sehr kurz sind. Das Bundeslander-Benchmarking von EcoAustria zeigt Effizienzpotenziale in der Kinderbetreuung auf. Effizienz und Bedarfsorientierung sind nicht als Ausschlusskategorien zu verstehen und sollten Hand in Hand gehen. In der Policy Note wird gezeigt, dass es moglich ist, bessere Leistungen bereitzustellen, ohne dass die Kosten signifikant steigen. Die Bedeutung von Kinderbetreuung und Elementarbildung ergibt sich aus positiven gesamtgesellschaftlichen Effekten. Relevant sind dabei aber vor allem die Verfugbarkeit, die Offnungszeiten sowie auch die Erschwinglichkeit. Zunachst ergeben sich positive Effekte fur die Erwerbsbeteiligung der Eltern, insbesondere der Mutter. Solange Kinderbetreuung aber nicht auf einer Vollzeitbasis verfugbar ist, bleibt auch die Vollzeitbeschaftigung der Frauen mit Kindern restringiert. Es kann sogar zu einem statistischen Paradox kommen, wonach der Ausbau der Kinderbetreuung mit einem hoheren Gender Gap verbunden ist, sofern dies einen Wechsel von Inaktivitat zur Teilzeit, aber nicht zur Vollzeit bedeutet. Der Effekt entsteht, weil inaktive Frauen gar nicht in der Gender Gap Statistik enthalten sind, wohingegen Teilzeitbeschaftigte sehr wohl erfasst werden. Zum Zweiten ergeben sich aus der Elementarbildung positive Effekte auf den spateren Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg der Kinder und auf die Bildungsmobilitat von Kindern aus bildungsferneren und einkommensschwacheren Familien. Auch hier muss aber ein zeitlich umfassendes Angebot verfugbar sein. Daruber hinaus muss das Angebot auch erschwinglich sein. Dies kann durch Forderungen an die Haushalte erreicht werden. Zum anderen tragen auch hier Effizienzsteigerungen dazu bei, Gesamtkosten und damit auch den Kostenbeitrag der Familien niedrig und erschwinglich zu halten. Mittels Kostensimulationen wird der Mehraufwand verlangerter Offnungszeiten fur jene Bundeslander geschatzt, die sehr kurze Offnungszeiten haben. Im zweiten Schritt wird diesem Mehraufwand das Finanzierungspotenzial einer effizienteren Bereitstellung gegenubergestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ausweitung der Offnungszeiten insbesondere in Regionen mit sehr kurzen Offnungszeiten eine kostengunstige Moglichkeit der Ausweitung des Leistungsangebots ist. Der Mehraufwand verlangerter Kinderbetreuung kann durch die Ersparnisse einer effizienteren Bereitstellung von Betreuungseinrichtungen kompensiert werden. Die positiven Effekte von Kinderbetreuung sind flachendeckend nur realisierbar, wenn ein zeitlich umfassendes Angebot bereitgestellt wird. Dabei ist haufig nicht so sehr die raumliche Verfugbarkeit, sondern insbesondere die Offnungszeit ein Handicap. Durch Kooperationen und Fusionen von Einrichtungen konnen Effizienzpotenziale gehoben werden, die dann wieder zur Finanzierung der zeitlichen Ausweitung des Angebots genutzt werden konnen. Dabei gilt es, die Anreizmechanismen in den Finanzierungs- und Fordersystemen sowie den darin implementierten Anforderungen an die Trager zu uberprufen. Diese Bedingungen sind zwischen Bundeslandern sehr heterogen. Weiterhin wird ein groser Teil der Kinderbetreuung aus den allgemeinen Budgets der Gemeinden und damit auserhalb der ursprunglich gewunschten Aufgabenorientierung finanziert. Die Forder- und Beitragssysteme des Bundes und der Lander sind hinsichtlich Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Einzelforderungen zu evaluieren. Systemimmanente Anreize zur Steigerung der Skaleneffizienz werden teilweise durch andere Forderungen wieder ausgehebelt. Wenn Kooperationen angestrebt werden, so muss auch darauf geachtet werden, dass alle an der Kooperation beteiligten Akteure einen Nutzen davon haben. Schlieslich stellt sich das Finanzierungssystem selbst als problematisch dar, da die verschiedenen Zahlungsstrome kaum uberschaubar sind, und diese Komplexitat zu Unubersichtlichkeit und schwerer Administrierbarkeit fuhrt.
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