The Queen is the Supreme Power in the Realm
2007
Der Werktitel bezieht sich auf den telegraphischen Code von Slater aus dem Jahre 1870. Worter waren darin bestimmten Zahlenkombinationen zugeordnet; diese einfache Verschlusselung diente vornehmlich dem Versenden geheimer Nachrichten via Telegramm.
Telegraphische Codierungen bilden also den Hauptbezugspunkt dieses Werkes. Ihre Blutezeit fiel zusammen mit dem Hohepunkt der industriellen Revolution und des britischen Empire, als die „alte Weltordnung“ einer Wende entgegensah. Allgemein gebrauchliche Satze wurden darin durch einzelne Worter oder Zahlen ersetzt. Meist nutzte die Industrie diese Verschlusselung, um Nachrichten als kurze und preiswerte Telegramme zu versenden. Ein okonomischer Sprachgebrauch eroffnete also Moglichkeiten fur eine schnellere Kommunikation.
Das musikalische Material von „The Queen is the Supreme Power in the Realm“ speist sich aus verschiedenen Formen der Codierung von Sprache in Klang. Diese werden genutzt, um flexible Strukturen fur eine offene Vertonung zu schaffen. Obwohl das Werk also eine eindeutige Grundlage und Haptik hat, ist seine Struktur offen. Es wird bestimmt durch die Entscheidungen der Musiker wahrend der Auffuhrung, welche die Verarbeitung der Computeralgorithmen innerhalb der Metastruktur des Klanges bewirken. Sprache wird ubersetzt in Musik und ist Quelle fur eine Partitur moglicher Musiken.
Die Komposition besteht aus sechs Zonen, die definiert sind sowohl durch die Platzierung der Musiker auf der Buhne als auch durch ihre Funktion innerhalb der musikalischen Anlage.
Dies ist ein quasi-hierarchisches System, was sich auch im Titel niederschlagt. „The Queen is the Supreme Power in the Realm“ spielt sowohl an auf das viktorianische Zeitalter als auch auf Bienenkulturen und ihre komplexen Kolonien. Die Musiker konnen selbst entscheiden, wann sie eine Zone verlassen mochten und in eine neue eintreten; die Regeln sind jedoch in jeder Zone festgelegt. Diese Regeln bestimmen die Art und Weise, wie das Material gespielt wird, was gehort wird und wie man auf die Vorgange in den anderen Zonen reagieren soll. Der improvisatorische Aspekt des Stuckes wird durch diese Anweisungen abgesteckt; der groste Wert wird den Antworten der Musiker auf ihre Umgebung beigemessen. In diesem Sinne ruckt das Bild von Kommunikation, also das Senden und Empfangen von Nachrichten, in den Vordergrund, aber auch die Fragilitat dieser Ordnung, die sich zu jedem Zeitpunkt auflosen kann.
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