Energiesuffizienz als Strategie zur Förderung nachhaltiger Stadtentwicklung (sustainable urban energy transition): Akteure und Maßnahmen auf kommunaler Ebene am Beispiel der Stadt Wuppertal
2016
Derzeit vollziehen sich in vielen Stadten der Industrienationen gesellschaftliche und raumliche Veranderungen. Diese Prozesse stellen grose Anforderungen an die Umgestaltung der bisherigen Infrastrukturversorgung der Bevolkerung. Gleichzeitig bilden Stadte ein Zentrum der Emission von klimaschadlichen Treibhausgasen, deren Reduktion auf ein Minimum eine der zentralen Aufgaben in der ersten Halfte dieses Jahrhunderts sein wird. Eine nachhaltige Entwicklung der Stadte, die sowohl den sozialen, okologischen als auch den okonomischen Anspruche der BewohnerInnen gerecht wird, ist offen fur die Diskussion unterschiedlicher Konzepte und Strategien zur Bewaltigung der grosen Veranderungsprozesse in den nachsten Jahrzehnten. In einigen Stadten und Regionen treten Herausforderungen wie der demographische Wandel, wirtschaftliche und finanzielle Schwierigkeiten sowie Klimawandel schon heute gemeinsam auf. Ein Beispiel ist die Stadt Wuppertal, die im Bergischen Land zwischen Rheinschiene und Ruhrgebiet liegt. Der Handlungsdruck bietet die Chance, als early adopter neue Losungswege zu gehen und bei erfolgreicher Umsetzung als Vorbilder fur andere Kommunen zu dienen. Mit der Frage, wie Stadte die Herausforderungen bewaltigen konnen und zu zukunftsfahigen Orten werden, beschaftigt sich die sustainable urban transition Forschung. Dabei stehen bislang technisch orientierte Neuerungen mit ihren sozialen Implikationen wie Energieeffizienz und der Einsatz erneuerbarer Energien im Forschungsinteresse. In diesem Paper wird eine weitere Nachhaltigkeitsstrategie, die Energiesuffizienz, unter Anwendung verschiedener Konzepte des Transition-Ansatzes analysiert und anhand der Befragung von Expertinnen und Experten sowie lokalen Stakeholdern (=Akteuren) in der schrumpfenden Stadt Wuppertal untersucht. Aus theoretischer Sicht stellt sich zum einen die Frage, ob Energiesuffizienz in der Stadtentwicklung ein konkretes Transformationsfeld im Rahmen der sustainable urban transition ist. Zum anderen wird die Frage aufgeworfen, ob Energiesuffizienz als in erster Linie "nichttechnisch" orientierte Strategie mit den zentralen Konzepten der Transition-Forschung zu analysieren ist. Und wenn ja, ob theoretische Erweiterungen/Anpassungen vorgenommen werden sollten. In der Fallstudie wird fur Wuppertal endsprechend der Phase der Problemanalyse des transition enabling cycles untersucht, welche Akteure vor Ort entscheidend sind, wie sie Energiesuffizienz heute und in Zukunft sowie ihre eigene Position beurteilen. Es wird der Frage nachgegangen, welche Masnahmen auf stadtischer Ebene aus Akteurs- und Expertensicht dazu geeignet sind, Energiesuffizienz langfristig zu fordern. Dabei wird eine Fokussierung auf zwei Sektoren vorgenommen, die zusammengenommen einen grosen Teil des stadtischen Energiebedarfs ausmachen: Raumwarme privater Haushalte sowie Personenverkehr. Die Forderung von Energiesuffizienz ist eine sektorubergreifende Aufgabe, die daruber hinaus auf verschiedenen politisch raumlichen Ebenen umgesetzt werden muss. Die Analyse in Wuppertal zeigt dennoch, dass sich die kommunale Ebene als Ansatzpunkt fur die Untersuchung von Suffizienz im Bereich Personenverkehr und Raumwarmenachfrage von Haushalten eignet. Obwohl einige Akteure uberrascht sind, dass sie als zentral fur die Umsetzung von Energiesuffizienz fordernden Masnahmen angesehen werden, ist das Interesse an dem Thema gros. Es werden zahlreiche Ansatzhebel identifiziert, die auf lokaler Ebene energiesuffizientes Verhalten unterstutzen konnen.
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