Das soziale Erinnern und Vergessen vergangener und zukünftiger Naturkatastrophen

2015 
Der Beitrag wahlt Naturkatastrophen als Gegenstand einer Reflexion uber Formen und Grenzen der Vergegenwartigung vergangener wie auch zukunftiger Krisenerfahrungen. Dabei geht er davon aus, dass Naturkatastrophen aus sozialwissenschaftlicher Sicht vor allem hinsichtlich ihrer sozialen Faktoren, Formen und Konsequenzen zu begreifen sind. Da der Deutung dieser ausergewohnlichen Krisensituationen eine erhebliche Bedeutung zukommt, wird aus einer wissenssoziologischen Perspektive zunachst die Struktur eines aus fruheren Erfahrungen konstituierten Katastrophengedachtnisses erortert. Das Interesse richtet sich hierbei auf die Weite der Zeithorizonte, aus denen vergangene Katastrophenerfahrungen vergegenwartigt werden, und insbesondere auf die Schwellen des Erinnerns und Vergessens, die dazu beitragen, dass Katastrophengedachtnisse vorwiegend in gegenwartsnahen Zeithorizonten verbleiben. Die wissenssoziologische Perspektive legt daruber hinaus nahe, Katastrophenerinnerung nicht nur als ein Vergegenwartigen von Vergangenem, sondern ebenso als Vergegenwartigung von zukunftig Drohendem und somit als Zukunftserinnerung zu begreifen. Bezuglich dieser zukunftsbezogenen Zeithorizonte stellt sich ebenfalls die Frage nach Schwellen des Erinnerns und Vergessens von nicht Gegenwartigem – nicht zuletzt da diese Schwellen zum Verkennen bzw. Vergessen von langerfristig wirkenden anthropogenen Beitragen zu Naturgefahren beitragen.
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